CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)

Gomorrha - Trauma
(49:22, Second Battle, 1971)

"Trauma" erschien 1971 als englischsprachige Version ihres ersten Albums. Acht 2 bis 4 Minuten lange Songs machen einen etwas unausgereiften Eindruck auf mich. Sie wollen progressiv klingen - und das tun sie auch - aber sie können sich nicht ganz vom Beat lösen. Die Kompositionen sind sehr schön, das Instrumentarium stimmt, der Sänger ist Klasse. Psychedelische Gitarrensoli über dem spacigen Key-Teppich adeln die Songs, und immer wieder schleichen sich "beatige" Strukturen ein. Was soll ich sagen - das klingt nicht nur lustig, sondern gibt dem ganzen den letzten Pfiff. Nicht, dass ich falsch verstanden werde: die Band kann den Rock heftig geben, die Sechziger sind aber immer dabei. Leichte Blueseinflüsse unter der Hammond geben den Comic Effekt, da schwingt das Tanzbein, bunte Blubberblasen bersten, Pilzköpfe und Fuzzguitars überall, Pillen mit Hirn in jedem Kopf, fliegende Hippies, blumige Brüste... Der 13 minütige Höhepunkt "Trauma" ist der psychedelische Höhepunkt, voller Fuzzguitars und von schleppendem Rhythmus. Der Song hat die Länge, sich zur Orgie zu entwickeln, ist verwandt mit "In A Gadda Da Vida" und findet sich aus dem endlosen Weltall in Deinen Gehörgang, wenn Du die Pille mit Hirn im Kopf hast. Das abgedrehte Gitarrensolo flirrt dahin, kreischt und quietscht, dass man glaubt, den kleinen Bruder von Jimi an den Saiten zu haben. Nur, so recht wird der echte Progressive die Platte nicht mögen, weil er Scheuklappen vor den Ohren trägt, die ihn Spaß verhindern lassen. But I'm flying...

Volkmar Mantei



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