CD Kritik Progressive Newsletter Nr.23 (12/1998)

Consorzio Acqua Potabile - Robin delle stelle
(66:02, Kaliphonia, 1998)

Italienische Bands haben es in unseren Breiten leider nicht besonders leicht. Kann es daran liegen, dass sie meist eine Spur melodramatischer, bei den Gesangsdarbietungen schmalziger, insgesamt sinfonischer klingen? Oder auch einfach nur daran, dass sie es zu allem Überfluss auch noch wagen in Landessprache zu singen, wobei mir persönlich dies wesentlich besser gefällt, als die meist peinlichen Versuche die englische Sprache zu imitieren. "Robin delle stelle", das neue Album von Consorzioacquapotabile, kurz CAP, vereint alle die vorher aufgezählten Eigenschaften des Progressive Rock aus Bella italia in sich. Es lohnt sich aber hier nicht nur an der Oberfläche zu kratzen, sondern dieses ausladende Konzeptwerk näher zu betrachten. Schon die optische Aufbereitung in einer Mischung aus mittelalterlichen Gemälden und Fantasyelementen ist ansprechend, dazu gibt es noch ein grafisch schön gestaltetes Faltblatt mit allen Texten. In gerade mal fünf Liedern (14:00, 12:52, 11:11, 18:05, 9:42) wird ausgiebig zwischen ruhigen und bombastischen Passagen gewechselt. Der melodische Italo Prog ist zwar auch stellenweise etwas langatmig, aber insgesamt von vielen schönen Melodien und Instrumentalpassagen durchzogen. Gitarre und Keyboards brillieren um die Wette, meist stehen jedoch die Tasten im Vordergrund. Dazu ein passionierter Sänger mit reichlich Canzone in der Stimme, ein paar Spritzer südeuropäische Folklore, dazu noch eine Opernsängerin mit einem Kurzeinsatz - bei den Zutaten wurde nicht gespart, wodurch "Robin delle stelle" sehr abwechslungsreich, aber doch nicht zu überladen wirkt. Deswegen kann an dieser Stelle nur der Aufruf lauten, auch mal auf die Kollegen südlich der Alpen ein Auge zu werfen, denn CAPs ambitioniertes Werk verdient wirklich vollste Aufmerksamkeit und bietet die mitreißende südeuropäische Variante sinfonisch verschachtelter Rockmusik in Reinkultur.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998