CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)
Puppet Show - Traumatized
(55:28, Kinesis, 1998)
Kritikern ist einfach nicht zu trauen. Irgendwo in Amiland umschrieb ein findiger Schreiberling die Musik der Silicon Valley Band Puppet Show als Mischung von Dream Theater und Saga. Entweder hat derjenige gehörig was an den Lauschern oder er hat einfach die CD verwechselt. Wenn schon Vergleiche herangezogen werden sollen, dann sind eher Namen wie Genesis, Rush oder Uriah Heep zutreffend. Bereits bei der kurzen Einleitung "The king always wins" orgelt's sakral, beim folgenden, zwölfminütigen "Relativity" passiert entgegen dem Titel relativ viel. Der auf den Grundfesten des Progressive Rocks der alten Schule aufgebaute Song bietet neben fetter Hammond eine klangliche Rückbesinnung in abgehangene und alte Sounds. Das wirkt beim ersten Hördurchgang schon ganz gut und gefällig, aber nicht unbedingt zwingend. Bei "Marathon" verliert man zuerst etwas die Hoffnung, aber ein abgedrehter Instrumentalpart sorgt auch hier für Linderung. Geht vielen Bands nach wenigen Liedern die Puste aus, so sind Puppet Show eher Spätstarter. Von den fast ausschließlich im 10 Minuten Bereich liegenden Liedern schält sich Track 5 "In the heart of man" als wahres Herzstück des Albums heraus, bei dem melodische Traurigkeit und Virtuosität eine ergänzende Symbiose eingegangen sind. Beim dem Album beschließenden "The ring of truth" kommt die härtere Gangart zum Tragen, von Prog Metal jedoch weit und breit keine Spur. Zwar fehlt bei dieser Produktion der rote Faden, doch kann man Puppet Show mit gutem Gewissen im oberen Drittel der Produktionen aus den U.S.A. anzusiedeln. Für einen durchschlagenden Erfolg hat es diesmal nicht gereicht, aber da ist sicherlich noch mehr drin.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998