CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)
Mind's Eye - Into the unknown
(45:06, Sensory, 1998)
Als progressives Metal Unterlabel von The Laser's Edge, präsentiert Ken Golden als erste Veröffentlichung auf Sensory das Debüt der schwedischen Mind's Eye. Diese kombinieren sehr gekonnt modernen Metal, Rock, leichte Anleihen aus Jazz / Fusion und sogar Latin Stilmerkmale. Ein anspruchsvolles, surrealistisches Artwork rundet in gelungener Manier das digitale Machwerk ab. "Into the unknown" klingt nicht nach üblichem Einheitsbrei im metallischen Hauruckverfahren. Nicht wildes Geschreddere und selbstherrliche Hochgeschwindigkeitsakrobatik sind gefragt. Vielmehr stehen bei den vier Skandinaviern Songentwicklung und ins Gesamtkonzept passende Soloausflüge im Vordergrund. Zudem verfügt man mit Johan Perrson über einen sehr talentierten und variablen Sänger, Gitarrist Frederik Grünberger kann auch mal wie Allan Holdsworth die Saiten flirren lassen. Was den Aufstieg in den Olymp verwehrt, beruht auf einer recht simplen Tatsache: die Songs fransen, trotz allem Kalkül, an den Rändern etwas aus. Will sagen: die Musik klingt etwas zu steril und den Melodien fehlt es am Potential den direkten Weg ins Ohr zu finden. Das führt dazu, dass man sich nach dem Durchhören durch die acht gleichstarken Tracks partout an keinen erinnern kann. Ausnahme: das ruhige "Wishes in the wind" - ein Klassesong mit viel Gefühl oder das ebenfalls sehr getragene "Am I waiting?". Gut produziert und technisch ausgefeilt, mal auch etwas balladeske Beschaulichkeit. So braucht man sich sicherlich nicht vor der übermächtigen Konkurrenz zu verstecken, sondern kann sich mit vielschichtig zusammengebauten Songs im oberen Bereich dieses Genres platzieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998