CD Kritik Progressive Newsletter Nr.22 (09/1998)

Magus - Traveller
(65:28, InEar Visions Music, 1997)

Ein etwas lascher Beginn mit scheinbarem Drumcomputer (ein Blick ins Booklet wischt diesen Verdacht aber wieder weg), ein recht simpler Rhythmus und die etwas verschlafene Songstruktur wecken zuerst den Eindruck von AOR Prog Marke Alan Parsons. Doch beim genauen Hinhören offenbart bereits der Opener "You know the way" im Versteckten vielschichtige Ansätze, so dass es vor allem die folgenden Titel sind, die "Traveller" in eine positive Richtung entwickeln lassen. Bereits der Titelsong verfolgt eine ganz andere Richtung, wurden hier doch Einflüsse von Porcupine Tree aufgesaugt. Leicht spaciger Grundcharakter, atmosphärische, wenn auch nicht esoterische Klänge, allein die ekstatische Gitarre eines Steven Wilsons hätte man sich noch herbeigewünscht. Überhaupt lebt das ganze Album sehr von einer leicht dunklen, wenn auch nicht beängstigenden Atmosphäre, die wie ein bleierner Schleier über der Musik hängt. Vermutet man am Anfang noch eher AOR, so werden im Laufe der CD immer mehr World Music Elemente eingewoben: mystische Keyboardteppiche in fremdartigen Sounds, Titel wie "Khyber Pass" oder "108 Steps to Babaji" sprechen eine eigene Sprache. Beim über dreizehnminütigen "Until the sun burns out" wurde aber der Effekt der labernde Sprechstimme überzogen. Doch bevor der Teppich der Selbsterkenntnis alles vollständig zudeckt, gibt es dazwischen gut anhörbare, spartanisch arrangierte Nummern, wie z.B. "Nostradamus" oder die getragene Ballade "Into the unknown" mit dem melancholischen Gesang von Andrew Robinson. Ein Album mit viel Substanz und Vielfalt (Balladen, Space Rock, World Music Anleihen), es mangelt allein an einer eindeutigen Ausrichtung und mehr positiven Klängen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998