CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Timescape - Two worlds
(48:43, Nettle-Space Production, 1997)
Zwar scheinen die fünf Herren auf schwarze Klamotten und Leder zu stehen, aber im Gegensatz dazu gibt es nicht Grunzgesang oder übles Saitengekloppe mit der Holzhammermethode. Nein, Timescape haben sich voll und ganz dem melodischen, aber innovativen Metal verschrieben. Packende Melodien, Power Metal Anleihen, und endlich mal nicht der hunderttausendste Versuch nach Dream Theater zu klingen, obwohl bei Timescape auch die Schublade Prog-Metal manchmal prima passen würde. Für ein Debüt klingen sie, sowohl produktionstechnisch als auch handwerklich, fast schon beängstigend perfekt. Wer trotzdem deutlich hörbar heraussticht, ist der ausgezeichnete Sänger Mikael Moberg, der mit seinen gerade mal 23 Lenzen wie der kleine Bruder von Queensrÿches Geoff Tate klingt. Und wenn schon Vergleiche bemüht werden, so sollten auch einzelne Passagen nicht unerwähnt bleiben, die hervorragend als Fortsetzung von Queensrÿches Konzeptalbum "Operation mindcrime" dienen könnten. Das Quintett aus Mittelschweden hat es überhaupt nicht nötig, gnadenlos Härte vorzutäuschen. Hier und da mal ein paar Sägeakkorde, sowie bei Bedarf auch recht deftiges Gebolze, das war es dann auch schon an übermäßiger Brutalität. Vielmehr wurde ausgiebig an den vielen guten und interessant verschachtelten Melodielinien so lange gefeilt, bis sie dem Test der Zeit standhalten konnten und auch nach mehrfachem Anhören interessant klingen. Abgesehen vom etwas eigenartigen Cover eine lohnenswerte Entdeckung, für den der beim Metal neben Melodie auch auf komplexere, aber auch ruhige Zwischentöne abfährt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998