CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Jackie Orszáczky - 100%
(43:58, Gong, 1994)
Es zerreißt mir das Herz. Der Sax-Player der ungarischen Jazzrocker Syrius legt fast zwanzig Jahre nach seinem letzten Output eine Platte vor und der Mix ist so unglücklich gut, dass ich nicht weiß, ob mir das gefällt. Die Drums stehen in grooviger Tradition, der Bass funkt heftig - das ist noch nix für mich. Dagegen ist das Spiel an Gitarre und Sax derart gut und die Gesänge schön schräg, dass die Gänsehaut wächst. Zwischen den sieben Songs (4 - 8 Minuten) erklingen Worldmusic Anklänge, die folkig von der Heimat erzählen, in der Jackie lebt. Teils ist der Jazzrock avantgardistisch inspiriert, wie auch Syrius nicht unberührt von der Schrägheit des Universums war. Die Neunziger schlagen mit dem straighten Groove zu, das heißt, hier brechen keine Drums aus, entfaltet kein Bass bombastische Orgien, nein, der Teppich liegt fett und fundamental unter den melodierenden Instrumenten. Was macht man mit solcher Platte? Der Hörer und Käufer werden wenige sein. Gewiss das progressive Lager ist ein Kunde, die Klientel könnte etwa aus den Leuten bestehen, die am liebsten Neo Prog mit Free Jazz mixen. Was soll ich sagen, kauft die Platte, das ist ein Baustein für die Zukunft Ungarns, und es gibt einen etwas reichen Ungarn mehr, der Progressive Rock macht.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 1998