CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
No U-Turn - No U-Turn
(67:12, Privatpressung, 1997)
Manchmal kommt man als Kritiker in eine gemeine Zwickmühle. Da schreibt man extra eine Band an und was erhält man? Eine CD, die leider so unausgewogen wirkt, dass man sie eigentlich am besten nicht rezensieren sollte. Aber andererseits hat sich die angeschriebene Band schon die Mühe gemacht, einen mit einem Promo Exemplar zu bedenken. Was also tun? Nun, ich bin lieber ehrlich. Die belgischen No U-Turn fangen auf ihrem titellosen Debüt solide an, bewegen sich im Terrain des melodischen, leicht neo-progressiven Rock, welcher von Bands wie No Name oder Ziff wesentlich erfolgversprechender beackert wird. Bei den vier aus Gozée klingt das Ganze leider jedoch nach Weichspül-Prog im Schonwaschgang - nett, belanglos, unauffällig, völlig bleich und ausgewaschen. Flacher Gesang, synthetisches Schlagzeug, schon mal zwei Beigaben, die nur wenige Hörer zu Beifallsstürmen hinreißen werden. Je länger man sich durch das Album kämpft, um so zerissener wirkt das melodische Tralala, obwohl sich noch einige gute Ideen, gerade bei den Longsongs herausschälen. Die Aneinanderreihung von negativen Adjektiven könnte dennoch endlos fortgesetzt werden. Gäbe es bei uns noch die "Niete der Ausgabe", No U-Turn wären leider ein heißer Kandidat dafür. Schade!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998