CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Moscow Riley - Eat the ammunition
(58:40, ProActive, 1998)
"Spaß. Dies ist der Hauptcharakter von Moscow Riley und deren Musik". Nicht unbedingt die schlechteste Einstellung. Deswegen haben sich auch die ehemaligen Summer Indoors Mitglieder Chris Dempsey (Gesang, Bass) und Andy Forrest (Keyboards) zusammen mit ihren neuen Mitstreitern Mark Starr (Schlagzeug) und John Kirby (Gitarre) gleich mal mit russischer Militärmütze, Sonnenbrille und Jacke ablichten lassen. Auch das Cover mit Boris Jelzin hebt sich wohltuend vom sonstigen Fantasy Einerlei ab, dementsprechend soll das Album auch "allen Fans gefallen, die die alten Progressive Klischees leid sind". So wenig wie Andy Forrest die viel zu große Mütze zu passen scheint, so ist auch dieser Anspruch deutlich zu großspurig ausgefallen. Bei Moscow Riley wird zwar kräftig abgerockt, das Ganze ist in melodisch kompakter Form verpackt, aber von dem Anspruch musikalischer Innovation ist nur wenig zu hören. Meist geht es nämlich recht straight bzw. nachvollziehbar komplex zur Sache, stellenweise schimmert Rush Einfluss durch. Die Keyboards haben nur eine untermalende Statistenrolle zugeteilt bekommen, die Gitarre gibt deutlich den Ton an. Dennoch hat diese Scheibe sicherlich einen unbestreitbaren Vorteil gegenüber vielen intellektuell ach so anspruchsvollen Scheiben: sie rockt! Und das wirklich nicht schlecht. Angereichert wird der nette Gitarrenrock der Briten, durch die sehr schöne, schwebende Mid-Tempo Nummer "White tribes". Alles in allem gut gemachter, erdiger, ehrlicher Rock (gibt es überhaupt unehrlichen Rock?), dem die progressive Vergangenheit seiner Mitstreiter zumindest in einigen Teilen anzumerken ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998