CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Luna Incostante - Luna Incostante
(62:52, Mellow Records, 1997)
Man nehme eine entschärfte Portion Gesang à la Deus Ex Machina, mische dies durch mit gut abgehangenen Italo Prog aus den Tiefen der unseligen 70er Jahre, dazu etwas Hard Rock, Jazz Rock und fetten Sound, dies alle gut durchgespact, wird daraus ein deftiges Gericht namens Luna Incostante. Nach dem berühmten Kochrezept "warum soll das, was den Leuten vor rund 25 Jahren gemundet heute, auch nicht heute noch den Geschmack der Zeit treffen" werden alte Reste aufgetaut und zum einem wohlschmeckenden Menü aufgekocht. Vom Retrofieber gepackt, beruft sich das italienische Quartett auf die glorreiche progressive Vergangenheit der Heimat und serviert ein kleines Schmankerl, so recht nach dem Gusto des Feinschmeckers alter, angestaubter Töne aus Bella Italia. "Bastardo!" wird einem da gleich als erstes Wort entgegengeschmettert. Solch Beschimpfungen hat der Gourmet nun wirklich nicht verdient, sogleich wird er wieder mit nölendem Georgel und Wah-Wah Gitarre milde gestimmt. Der leicht aggressive Unterton lässt vielleicht manchen sauer aufstoßen, auch ist das Niveau von Vorspeise bis Nachtisch keineswegs gleichbleibend, nicht schwer verdaulich wird das Gericht dadurch aber noch lange nicht, denn sind es nicht die exotischen Töne zum Nachdenken, die jedem guten Essen die recht Würze geben? Deswegen guten Appetit bei einer Stunde anschaulich aufbereiteter Klänge aus dem tiefen Süden Europas.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998