CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)

Leviathan - Volume
(53:19, Mellow Records, 1997)

Wenn einem T.J. alias "Mister Gates Of Delirium" schon eine CD mit salbungsvollen und begeisternden Kommentaren in die Hände drückt, dann heißt es aufgepasst. Entweder wurde wieder mal eine interessante Neuentdeckung ausgegraben (so geschehen über die Jahre mit z.B. Spock's Beard, Flower Kings, Discipline oder Anekdoten) oder ich kann nur verständnislos die CD zurückbringen und muss mir Sprüche wie "Du hast ja eh keine Ahnung von guter Musik" anhören. Um nicht zum wiederholten Male in meinem minderwertigen musikalischen Sachverstand gekränkt zu werden, wurde die neue CD von Leviathan der mehrfachen Rotation meines Players ausgesetzt. Was ist es, was mich zweifeln lässt, obwohl "Volume" guten, modernen Italo Prog zwischen neo-progressiven Anleihen und der Berufung auf traditionelle italienische Bands der 70er bietet? Habe ich wie bei der letzten Le Orme Studioproduktion "Il fiume", an die Leviathan manchmal in expressiver Form erinnern, wieder mal überhaupt nicht kapiert, wie gute Musik klingen soll? Aber was sollen all die Fragen, versuche ich doch lieber zu erklären, was auch mir uneingeschränkt gefallen hat. Leviathan haben sich im Gegensatz zum Vorgänger mehr Mühe mit Abwechslung und der Mischung aus neu und alt gegeben. Die Keyboards stehen im Vordergrund, teilen sich aber des öfteren mit der Gitarre die Führungsarbeit. Verspielt, aber wiederum eingängig, dynamisch, aber auch vertrackt haben die acht Songs irgendwie schon das gewisse Etwas. Ich gebe es ja gerne zu, manchmal habe auch ich erfreut mitgewippt. Aber irgendwie ist der persönliche Mitreißfaktor nicht groß genug, der vielgepriesene Funke will einfach bei mir nicht vollständig überspringen, was keineswegs vom Kauf dieser CD abhalten sollte. Tja, der Versuch eine objektive Kritik zu schreiben, ist nicht immer leicht. Mal gespannt, was ich dieses mal von T.J. an den Kopf geworfen bekomme oder auf welch teuflische Weise ich genötigt werde, wenn ich diese CD mit leicht heruntergezogenen Mundwinkeln zurückbringe.

Kristian Selm



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