CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
The Enid - White goddess
(60:10, Mantella Records, 1997)
"White goddess" heißt es also, das aktuelle Werk von The Enid, ihr bislang 18. Album oder ist es gar das 23. oder 28.? Ich weiß es nicht. Eines ihrer unzähligen Alben halt. Für die einen sind die Briten Kult, die anderen finden sie einfach nur hochgradig kitschig. Mit ihrer neuen CD werden sie kaum jemanden von der vorgefassten Meinung abbringen können, denn sie sind ihrem, zugegebenermaßen sehr eigenen, Stil treu geblieben. Vollgeklatscht mit breitestflächig angelegten Synthies, häufig in klassischem Gewand, mal überaus bombastisch, mal zuckersüß, mal völlig leise, dann wieder ausgesprochen laut. Also: wieder typisch The Enid. Verantwortlich hierfür ist Mastermind Robert John Godfrey, der - im Gegensatz zu früheren Werken, als stellenweise 4 (in Worten: vier) Keyboarder zur Band zu zählen waren - diesmal lediglich vom alten Weggefährten David Storey am Schlagzeug und den beiden Gitarristen Grant Jamieson und Max Read (letzterer auch am Bass) begleitet wird. Auf einzelne Titel einzugehen, macht (a) wenig Sinn und wird (b) schwierig, da 12 Titel angezeigt, aber nur 10 im Booklet aufgeführt werden, die da u.a. "Sarabande", "Waltz", "Gavotte", "Nocturne", "Ballade" etc. heißen; entsprechend klingt's auch. Manche Gitarrenpassagen (übrigens ausschließlich E-Gitarren) erinnern ein wenig an Mike Oldfield, meistens dienen sie aber nur als stimmige Unterstützung zu Godfreys Tastenbombast. Lediglich der abschließende Titel bietet Kontrast, da es sich hier um eine Enid-untypische Rocknummer handelt, sogar inklusive (akzeptablem) Gesang. Auch an diesem Instrumental-Monumentalwerk werden sich wieder die Geister scheiden. Auch mich lassen Godfrey & Co. manchmal etwas ratlos zurück: mal gefällt es, mal langweilt es - je nach Stimmungslage. Ich vermute mal, dass der gemeine Neo Prog Fan an dieser Art Musik wenig Gefallen finden wird.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 1998