CD Kritik Progressive Newsletter Nr.21 (07/1998)
Redjy Emond - Sphere
(47:26, Privatpressung, 1996)
Fröhlich und hämisch grinst einen der Interpret dieses Keyboardspektakels auf der Coverrückseite entgegen, ganz so als denkt er sich "Hehehe, wieder einer, der meine CD gekauft hat!". Nun sollte man nicht jeden grinsenden Menschen gleich Boshaftigkeit unterstellen, denn sonst würden ja alle aufgrund der Infragestellung ihrer Glaubwürdigkeit wie die beleidigte Leberwurst rumrennen. Doch genug vom Thema abgeschweift, bei "Sphere" handelt es sich um eines der ach so beliebten und überaus inspirierten instrumentalen Keyboardalben aus dem heimischen Kellerstudio. Diesmal standen die elektronischen Geräte in Kanada, denn auch im francophilen Teil des Landes frönt man anscheinend diesem beliebten Hobby aller missverstandener und eigenbrötlerischen Tastenvirtuosen. Monsieur Redjy Emond stammt aus Montréal, studierte vier Jahre am Konservatorium und beruft sich bei den Vorbildern auf Keith Emerson und Rick Wakeman, sowie im klassischen Bereich auf Bach und Moussorgsky. Zwei Jahre arbeitete er seinem Soloalbum, benötigte 200 Stunden für die Aufnahmen und erntete geradezu euphorische Kritiken in den Progressive Rock Magazinen aus aller Welt, die ihm somit für seine Arbeit recht geben. Dem möchte ich mich in deutlich gedämpfter Weise anschließen, denn neben aller Virtuosität wirken die fünfzehn teilweise recht kurzen Kompositionen auf mich zu technisch und kalt, wozu vor allem die elektronische Rhythmusabteilung beiträgt. Als weitere Vergleichsmöglichkeit sollte, neben dem deutlichen Einfluss von Keith Emerson, auch nicht die Stilistik Ars Novas Keiko Kumagai unerwähnt bleiben. Dennoch ein gutes Keyboardalbum mit progressivem und klassischem Touch, für all diejenigen, die auf reine Tastenorgien stehen.
Kristian Selm
Kontakt: Les Productions Redjy Emond, C.P. 238, Succ. M, Montréal, Québec, Kanada HIV 3L8
© Progressive Newsletter 1998