CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)
Schizoid dimension
(73:01, Purple Pyramid, 1997)
Die Welle an Tributealben ebbt einfach nicht ab. So weit mir bekannt, ist dieses Album das erste, welches sich mit King Crimson beschäftigt. Und wie bei jedem der bereits vorangegangenen Zusammenstellungen, die einer bekannten Prog Größe huldigen, gibt es wieder mal Licht und Schatten. Wirklich hervorragend ist die bereits bekannte Version von "Exiles" vom aktuellen gleichnamigen David Cross Album mit John Wetton am Gesang. "Cat food" von Xcranium erreicht dieses Niveau zwar nicht ganz, aber dennoch ist diese Nummer wirklich sehr gut gespielt. Ein weiteres Highlight ist der letzte Track der CD. Solid Space sind zwar bei "In the wake of Poseidon" sehr nah am Original geblieben, doch der sehr gute Gesang und weicher Mellotronsound lassen dieses Juwel in altem Glanz erstrahlen. In die Rubrik gut oder gelungen kann die sehr Space Rock geprägte Version von "Talking drum" von Controlled Bleeding eingeordnet werden. Heulende Gitarren und treibender Rhythmus geben dem Song einen ordentlichen Drive. Bei Architectual Metaphors "Cirkus" muss man über den etwas dumpf klingenden Gesang hinwegsehen, aber ansonsten hat der ebenfalls leicht zurückhaltend spacige Einschlag dieser Version gut getan. "21st century schizoid man" haben Pressurehead elektronisch verzerrt, um es damit ins nächste Jahrtausend zu retten. Sehr am Original haften geblieben, aber gut umgesetzt sind die Neuinterpretationen von "Red" und "Neil and Jack and me", die jeweils von Brand X in unterschiedlichen Besetzungen eingespielt wurden. Warum Spirits Burning nochmals "Red" nachspielen durften ist dagegen etwas unverständlich, im Vergleich zu Brand X ziehen sie auf jeden Fall den kürzeren. Auch Melting Euphoria können "Larks' tongues in aspic (Part 1)" nur wenig neuen Lebensgeist einhauchen, interessant, aber nicht weltbewegend. Ganz im Gegensatz zu Alien Planetscapes Interpretation von "A sailor's tale", die recht experimentell und sehr jazzig in neues Fahrwasser gelenkt wurde. Ein Totalausfall ist das leicht psychedelisch angehauchte "Moonchild" von Chrome. Schlechter Gesang und ein minimalistisches Arrangement ohne jeglichen Pfiff rauben dem Lied den letzten Nerv. Genauso schaffen es Astralasia mühelos mit Trip Hop Rhythmen und romantischen Frauengesang "I talk to the wind" völlig zu verhunzen. Dennoch insgesamt überwiegt ein positiver Gesamteindruck.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998