CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)
RSC - Parakletos
(68:00, Ars Mundi, 1998)
Selten bekommt man einen derartig grandiosen Beginn um die Ohren gehauen. Wie auf den ersten 7 Minuten des Openers "Polskie dzieci izraela" die Hammond einen fetten Grundsound legt, über dem Gitarrist Waldemar Rzeszut in floydscher "Shine on you crazy diamond"-Manier bluesig die Saiten heulen lässt, das hat wirklich Klasse und haut einen schlichtweg um. Doch dann folgt einer jener Brüche, der diese vierte Scheibe der polnischen Band RSC etwas von dem einmal aufgestellten hohen Erwartungspodest stürzt. Vertrackte Rhythmen, Latinfeeling, Marimba und eine solistische Trompeterei gehen über in polnischen Gesang, der grandiose, sehr euphorische Schlussteil des 19-minütigen Monstertracks mit einem Duell von Gitarre und Trompete versöhnen jedoch. Entgegen der allgemeinen Gepflogenheit anderen polnischer Bands, sich dem Neo Prog zu widmen, verstehen es RSC aus einer grundsoliden Rock Tradition durch abwechslungsreiche Rhythmen in Blues, Jazz Rock, Progressive Rock und auch Klassik vorzudringen. Trompete, Violine setzen ein ums andere mal erfreuliche Farbtupfer. Der recht ausgelutschte Begriff anspruchsvolle Rockmusik trifft bei dieser sehr gut arrangierten Musik den Nagel wohl am besten auf den Kopf. Polnischer Gesang ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, die instrumentalen Qualitäten der siebenköpfigen Band stehen jedoch außer Frage. Leider gibt es auf dem insgesamt guten Album leider auch gegen Ende der Scheibe ein paar inhaltlich einfallslose Aussetzer, die zwar den überaus positiven Gesamteindruck nicht trüben können, aber dennoch den Glanz der ersten Stücke leicht trüben. Trotzdem Daumen nach oben für eine weitere erfreuliche Produktion unserer östlichen Nachbarn, die qualitativ in der Tradition anderer Ars Mundi Produktion (u.a. Quidam, Abraxas, Lizard) steht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998