CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)
O Terço - Live at Palace
(71:26, Movieplay Do Brasil, 1994)
Die Brasilianer O Terço haben elf ihrer lyrischen Prog-Songs mit dem Orquestra Sinfonica Juvenil Do Estado de São Paulo am 13.10.1994 live gespielt. Das Ganze geht eine harmonisch homogene Mischung ein, die, logisch, hauptsächlich von der Band geprägt wird. Das Orchester hat einen breiten Raum, den es, zwar lediglich begleitend, mit sinfonisch warmen, etwas kitschigen Streicherklängen gut ausfüllt. Zu Anfang der CD mache ich im kurzen Intro "Space" noch einige herbe Unstimmigkeiten fest, da haben wohl einige Musikusse die falschen Tasten gedrückt oder die falschen Saiten bearbeitet. Ab Titel zwei ist die Aufregung beseitigt, nur ein paar vereinzelt daneben liegende Quietscher brechen aus dem Fluss der Musik aus. Vor allem in "The last journey" ist die gut eingestimmte Ehe der Instrumente ansprechend. Da übernehmen Flöten, Trompeten und andere Blasinstrumente die Melodie und geben dem epischen Charakter des O Terço Stückes eine angenehme Lebendigkeit. "Lost in time affaire", "Crucis" und "Suite" heben durch ihren rockigen Charakter die Band hervor, während "Criaturas da noite" und "Lucis" dem Orchester Raum lassen, die sinfonischen Elemente zu unterstreichen. Dazwischen werden mit "The rhythm of the universe" und "Metarmorfose ambulante" weniger aufregende Rockstücke intoniert, die keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Insgesamt betrachtet ist die Idee, Orchester und Band zu verbinden, nicht uninteressant. Hier ist es gelungen, Spielraum für beide Klangkörper auszunutzen. Dennoch haftet dem Ganzen ein leidiger Beigeschmack an. Das kann an der Intensität der Kompositionen liegen. Durchweg ist der Musik ein gewisser Reiz abzugewinnen, im Vergleich zu ähnlich gelagerten Produktionen verblassen diese Eindrücke jedoch. Die Band und auch das Orchester klingen gebremst, in einen zu kleinen Rahmen gepresst. Zwei Statisten, die sich für eine große Sache zusammengetan haben und deren volle Entfaltung ausbleibt. Eine Platte mit schönen Momenten und witzigen Einfällen ist es allemal, Spannung und Musikalität sind heraus zu hören. Die Energie zwischen Band und Orchester stimmt. Nur die Materie reicht für beide nicht aus.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 1998