CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)
Narajama - V tom víne je nalháno
(44:10, Indies Records, 1997)
Entgegen dem etwas irreführenden Labelnamen hat die Musik der tschechischen Narajama nur ganz entfernt etwas mit Independent zu tun. Vielmehr bewegt sich das Quartett auf dem soliden Boden des Progressive Rocks mit leichten Avantgarde Einflüssen, um vor allem starke Anleihen aus King Crimsons "Red"-Phase zu zeigen, wie auch hier und da Gentle Giants Sprunghaftigkeit zu vernehmen ist. Zwar wummert der Bass weniger dominant, dafür gibt es in den Dynamiksprüngen einen stetigen Wechsel zwischen wuchtigen Passagen und ruhiger Melancholie. Doch damit nicht genug, beim zweiten, in manchen Teilen recht abgedrehten Titel, werden im stakkatomäßigen Sprechgesang und funkigen Bass-Spiel auch noch Erinnerungen an Primus wach. Der Gesang passt sehr gut zur düsteren Musik, ist aber vollständig in Landessprache gehalten. Besonders gut kommt dabei das gelegentliche Zwischenspiel zwischen Milan Lovec Bílkovský und Bohdana Petru zur Geltung. Trotz qualitativ sehr guten Musikern, ist natürlich deren Stil nicht jedermanns Sache, denn eine gehörige Portion Schrägheit und in den heftigeren Passagen auch jede Menge Drive ist weit davon entfernt, sofort ins Ohr zu gehen. Der traurige Grundcharakter tut sein übriges dazu. Mehrfaches Anhören, um den entsprechenden Zugang zu finden, ist deswegen Pflicht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998