CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)
Eduardo Moreno - El ultimo hombre
(72:07, BigBang, 1995)
Die Geschichte des letzten Menschen übt auch im Bereich der Musik eine gewisse Faszination aus. Dieses Konzept nahm sich 1995 der Spanier Eduardo Moreno an, um auf über 70 Minuten eine ausladende und vielschichtige Reise zu begehen. Mit Hilfe einiger Gastmusiker kreierte er ein progressives Kleinod, dass auch nach mehreren Hördurchgängen durchaus zu gefallen weiß. Nach einem ruhigen Intro lässt er beim über sechsminütigen "Universos parallelos" majestätisch die Gitarre sprechen. Leichtfüßig und voll melodischer Eleganz bahnt sie sich den Weg durch ein synthetisches, aber interessantes Rhythmusgerüst, womit sie jedes neo-progressiven Album verfeinern würde. Mehr von einer dunklen Grundstimmung geprägt, folgt der erste Teil der "Opera Omnia", die noch mit fünf weiteren Einzelteilen auf diesem Werk vertreten ist. Ganz der Dramatik des Grundthemas dieses Album folgend, geht es anschließend wesentlich komplexer, aber trotzdem nachvollziehbar zur Sache. Parallelen zu den Gitarrenstilen von Robert Fripp und Steve Hackett sind unverkennbar, auch das zu Unrecht etwas unbekannte Projekt "Chance" des Keyboarders Laurent Simonnet aus dem Jahr 1993 schimmert ab und zu durch. Einen weiteren Pluspunkt gilt es auf der Seite der flüssig klingenden Arrangements zu verbuchen. Das ganze wirkt weder aufgesetzt, noch gekünstelt; die Musik greift stimmig ineinander, wobei jedes Break passt und der innerliche Fluss sich nie verliert. Manchmal gewinnt ein soundtrackmäßiger Charakter die Überhand. Ruhige, fast schon New Age mäßige Passagen wechseln ab mit temporeichen Zwischenteilen. Klassische Fingerübungen haben ihren Auftritt, über allem schwebt aber der Gedanke, durch schöne Melodiebögen den innerlichen Zusammenhalt nicht zu verlieren. Abgesehen von Abstrichen beim gut programmierten Drumcomputer und einigen doch zu langatmig geratenen Passagen sollte sich jeder, der etwas mit wohl durchdachter sinfonischer Instrumentalmusik (okay, auf einem Titel wird gesungen) etwas anfangen kann, ruhig mal an diesem Tonträger versuchen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998