CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)

Mordor - The earth
(50:23, Ars Mundi, 1997)

Ars Mundi goes Prog Metal. Nachdem man von dem polnischen Label bisher nur sehr guten Neo Prog à la Collage, Quidam oder Abraxas gewohnt war, packt man östlich der Oder jetzt auch den Prog Metal Hammer aus. Trotz einer qualitativ überdurchschnittlichen Produktion, gehören die seit 1990 aktiven Mordor nur zu den guten, aber keinesfalls zu herausragenden Vertretern der gitarrenmalträtierenden Kapellen. Das liegt zum einem am Gesang, der zwar kraftvoll intoniert wird, aber bei dem man sich anhand einer sehr eigenartigen englischen Aussprache ständig fragt, ob es sich um Kisuaheli oder Esperanto handelt. Andererseits hat man sich inzwischen an den unzähligen metallischen Progressiv Rockern so satt gehört, dass es nur noch die wirklich ausgezeichneten oder echt innovativen Vertreter schaffen, die Hörnerven ekstatisch in Verzückung zu setzen. Vor einigen Jahren wären Mordor sicherlich wesentlich positiver aufgefallen, heute hat sich eben ein Gewöhnungseffekt eingestellt. Immerhin originell, dass der namentlich harmloseste Titel "Flowers" (bei Mordor klingt das gesungen eher wie "Flaues") die aggressivste Musik beinhaltet. Trotz aller Häme, soll die Leistung der Polen einigermaßen gebührend gewürdigt werden. Die Mischung aus düsteren Doom-Einflüssen, melodischer Leichtigkeit und metallischer Grundhärte klingt überaus gefällig. Die Bandmitglieder wollen keine Einzelvirtuosen sein, sondern agieren als virtuoses Ganzes. Und ganz zum Schluss sei doch noch eingestanden: je öfter man sich "The earth" anhört, um so positiver wird der Gesamteindruck. Deswegen das Schlussresümee der Stiftung Hörtest: oft Gehörtes wird souverän gespielt, einpackt in eine ansprechende Verpackung ist trotz einiger Gähner das Testurteil gerade noch gut.

Kristian Selm



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