CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)

Magnum Opos - Divine force
(34:46, DKC Productions, 1997)

Sich nach Musiktiteln anderer Bands (diesmal war wohl augenscheinlich Kansas "Magnum opus" der Ursprung) zu benennen ist eine Sache. Beim Klauen von musikalischen Inhalten wird es dann schon schwieriger. Deshalb versucht das brasilianische Trio gleich beim ersten Titel "Corpus anima" so viel reinzupacken, wofür andere Bands eine ganze CD brauchen. Auf über 8 Minuten wird Tempo und Stimmung variiert, es beginnt mit einem Gewitter, dann klingt's nach den Angriff der Zyklonen, um in dunkle Gefilde abzutrudeln. In übersprudelndem Ideenreichtum verlieren sich spacige Gitarren- und Keyboardsounds, überraschende, akustische Einlagen leiten in den nächsten Untertitel über. Diese Beschreibung wirkt jetzt wilder, als es letztendlich wirklich klingt, aber entgegen der sonstigen Gepflogenheit der melodischen Harmlosigkeit vieler brasilianischer Bands, will das Trio de Janeiro sich zu viel beweisen. Auch die Hinzunahme einiger Gastmusiker - beim einzigen gesungenen Titel "Divine force" ist ein Tenorsaxophon zu hören; bei "Mulundu" klingen Saxophon und Congas wie Santanas Jazzphase Mitte der 70er - lässt den halbstündigen Ausflug in südamerikanische Sphären zwar interessant, aber zu uneinheitlich werden. Dominierend sind Space Rock und New Age, Klassik, Jazz und Blues. Vieles was irgendwann mal die Rockmusik beeinflusste, wird ausgekramt und verschmolzen. So verblassen gute Ideen zu einer scheinbar zufälligen Aneinanderreihung, obwohl der Band der offensichtliche Willen dem Publikum das Bestmögliche zu bieten, nicht abgesprochen werden kann.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1998