CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)

Ivanhoe - Polarized
(40:15, WMMS, 1997)

Von den unzähligen Prog-Metal Bands, die in den letzten Jahren wie Pilze aus den Boden gesprossen sind, haben sich Ivanhoe, vor allem nach ihrem ausgezeichneten '95er Albums "Symbols of time", in die Oberklasse dieser Kategorie gespielt. Ihre Qualitäten werden auch auf dem aktuellen Album "Polarized" deutlich, doch im persönlichen Vergleich zieht der neue Longplayer gegenüber dem Vorgänger den Kürzeren (Ansichtssache. Anm. El Supremo), doch dazu später mehr. Das dominierende Hauptohrenmerk zieht, wie schon bei den anderen Studioalben, der powervolle Heavy Shouter Andy B. Franck auf sich. Gesangstechnisch sicherlich nicht jedermanns Ding, doch zweifelsohne den durchschnittlichen Prog-Sängern um Klassen überlegen. Es wurde wieder sehr viel Wert auf einprägsame Melodielinien gelegt, es fehlt auch nicht an der obligatorischen Ballade (sehr stark: "When I'm old"). Wie aber schon vorher angedeutet, im Vergleich zu "Symbols of time" wirken die Songs nicht ganz so eingängig und griffig, nach mehrmaligen Anhören üben sie aber dennoch ihren Reiz aus. Die Keyboards wurden zurückgenommen, trotz einiger Powerakkorde und Gitarrendominanz wirkt "Polarized" dennoch nicht zu griffbrettlastig. Der Einfluss des amerikanischen Traumtheaters ist zwar spürbar, aber Ivanhoe versuchen sich nicht im unaufhörlichen Verändern der metrischen Grundstrukturen und im simplen Kopieren. Die Soli dienen nicht zum Selbstzweck, sondern ordnen sich der Songstruktur unter. Die Band legt ihr Hauptaugenmerk auf packende Songideen, so dass, wenn man alle diese Aspekte betrachtet, der Hang zur Eigenständigkeit nicht geleugnet werden kann, wodurch "Polarized" insgesamt positiv auffällt.

Kristian Selm



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