CD Kritik Progressive Newsletter Nr.20 (05/1998)

Garden Wall - Chimica
(66:50, WMMS, 1997)

Aus der Schwermetallschmiede von Herrn Wustmann erreicht uns diese Silberscheibe der vier Italiener namens "Gartenmauer". So so. Man sollte wirklich öfters mal englische Titel und Namen ins Deutsche übersetzen, es lohnt sich wirklich und sorgt für manch unerwartete Heiterkeit (zu diesem Thema siehe auch "Die Dritten und die Toten" (?), "Ewigkeit X" (??) oder auch "Fortschrittlicher Nachrichtenbrief" (?!?!?) ). Doch genug abgeschweift, denn schließlich will eine CD-Kritik noch geschrieben werden und gleich fängt die Bundesliga an mit doch so viel bedeutenderen Themen wie "geht Kaiserslautern kurz vor dem Ziel doch noch die Düse", "wird nun der arme Jogi Löw tatsächlich gefeuert" oder "wo fällt wohl das nächste Tor um?". Na hauptsächlich die Boxen beim kommenden Gerard-Konzert in Leonberg-Höfingen krachen nicht über uns zusammen (jetzt haben es wohl hoffentlich alle mitbekommen, was sie am 5. Juni zu tun haben!). Übrigens, falls es Euch noch nicht aufgefallen sein sollte, ich habe immer noch kein Wort über die Musik verloren, und es ist schon sechs Uhr. Da mach ich doch lieber einen neuen Absatz und fang endlich an, also... ... auch wenn mir der Gesang des Frontmanns Alessandro Seravalle manchmal etwas zu betont pathetisch von unten heraus klingt, so muss ich doch dieser CD Abbitte leisten, da ich sie einfach unter "Prog-Metal - das Übliche" in die Flut der Veröffentlichungen dieses Genres einreihen wollte. Klar ist sie auch zum Großteil "das Übliche", da man im Prog-Metal seit Dream Theater das Rad nicht neu erfunden hat. Trotzdem wird hier nicht einfach Komplexität ohne Sinn und Ziel gebolzt, sondern es gibt durchaus einige kompositorische und auch melodische Leckerbissen zu Hören. Gehen Titel wie "Immer unterwegs" noch eher in Richtung "jetzt zeigen wir denen mal was eine prog-metallische Harke ist", hat das Schlusslied "No more" sehr schöne ruhige und melodische Teile. Aber hauptsächlich das sechsteilige Titelstück "Chemo" mit läppischen 34 Minuten zeigt die ganze Bandbreite der Band auf, denn der Songs ist gut durchstrukturiert, nicht einfallslos gemacht und die Balance zwischen Komplexität und Harmonie wird durch sich in den Eigenschaften abwechselnde Teile aufrechterhalten. Im Gegensatz zu vielen anderen Kruppstahl-Combos kommen hier die Keyboards auch nicht zu kurz. Sie klingen irgendwie Italo Prog-mäßig, also weniger wie bei der "Band vom anderen Stern". Auch alle anderen Bandmitglieder liefern handwerklich gute Arbeit ab, was somit für mich einen positiven Gesamteindruck hinterlässt. Damit würde ich die Tifosi für Freunde dieser Stilrichtung durchaus im oberen Drittel der Prog-Metal Formationen ansiedeln. Findet man aber, dass Prog Della Metallo aus Italien eh nur "Flasche leer" ist, bekommt man hier außer der Bestätigung seines Vorurteils auch nichts Neues. In diesem Sinne - auf zu den wirklich wichtigen Dingen am Samstag Nachmittag: "ich habe fertig!"

El Supremo



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