Stil: lateinamerikanischer Prog / Metal / Jazz Rock
Hominido – Estirpe litica
(69:36, CMM, 2014)
Die chilenische Progszene lieferte über die Jahre immer wieder faszinierende Kleinodien (wie z.B. Matraz, Akineton Retard oder Ergo Sum) , die leider nur recht wenig Niederschlag in unseren Breiten fanden. Hominido sind ein weiterer hell leuchtender Lichtblick aus dem südamerikanischen Land. Die Band entstand aus den überresten der experimental angelegten La Desooorden, gibt sich aber um einiges zugänglicher und direkter. Dennoch geht es auch hier abwechslungsreich und spannend, mit einer lockeren lateinamerikanischen Note zur Sache.
„Estirpe litica“ vereint auf ganz eigene Weise Pop-Appeal mit jeder Menge metallischen Sprenklern, leichte jazzige Einflüsse mit progressiver Vertracktheit und sinfonischen Elementen, bringt zudem immer wieder weltmusikalisches Flair von Latin Rock bis hin zu orientalischen Einflüssen ein. Da klingt beim Lesen überladen und fordernd, ist aber für beim Anhören auf so homogene Weise verschmolzen, das alles zu einem ganz eigenen Mikrokosmos verschmilzt, so dass selbst eher exotischere Instrumente wie Didgeridoo, Flügelhorn oder auch Geige und Trompete in ihren Beiträgen keinesfalls zu dominant erscheinen.
In erster Linie sind Hominido eine gitarrendominierte Rockband mit einer ausgezeichneten, spanischsprachigen Sängerin, die Emotionen und kompositorische Reife vereinen. Da ist Platz für ruhige Momente, für balladenhafte Weichheit in akustischer Ausgewogenheit, wie auch elektrifizierte Härte und überladener Bombast. Trotzdem hat man nie den Eindruck, dass die Band zu viel will, sie bleibt sich immer selbst treu und kreiert aus scheinbar gegenläufigen Stilen versierten Rock der kunstvoll erhobenen Art. Feinstes Klangkino mit genügend Drive und eigenständigem Latin Flair.
Kristian Selm (11/15 Punkte)
© Progressive Newsletter 2015