CD Kritik Progressive Newsletter (Januar 2015)

Stil: Progressive Metal, Rock / Pop
Devin Townsend Project – Z2
(56:38 + 53:50, InsideOut, 2014)

„Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust“. Nicht nur bei Goethes Faust hatte der Protagonist der Geschichte mit diesem Problem zu kämpfen, auch Devin Townsend vereint diverse, sehr unterschiedliche musikalische Visionen in seinem Sein. Dieser Logik folgend macht es Sinn, dass „Z2“ zwei sehr konträre Seiten des umtriebigen Kanadiers präsentiert, nämlich eine CD mit seinem songdienlichen Wall-Of-Sound Rock / Pop / Metal, sowie eine weitere CD mit der durchgeknallten, überaus humorvollen Over-The-Top Attitüde in leidlich überdrehter Vollbedienung.
CD1 mit dem Untertitel „Sky blue“ repräsentiert die relativ kommerzielle Seite von Devin Townsend, sprich hier wird fortgeführt, was er mit den Alben „Addicted“ (2009) und besonders „Epicloud“ (2012) begann. Das bedeutet u.a. eine kongeniale Zusammenarbeit mit ex-The Gathering Frontfrau Anneke van Giersbergen, die die Songs in einer relativ eingängigen, wenn auch sehr voluminösen, fast schon cineastischen Art interpretiert. Soli gibt es hier gar keine, inhaltliche Ausschweifungen dienen immer dem Song. Alles klingt hier dennoch typisch nach Devin Townsend, wenn auch eben nur fokussierter, simpler und griffiger. Das mag man als zu schlicht bzw. als zu wenig überraschend titulieren, aber dennoch macht auch hier Devin Townsend seine Sache wirklich gut.
Doch wer es eben um einige Spuren überdrehter und konfuser mag, der ist mit der zweiten CD „Dark matters“, die eine Fortsetzung des 2007er Werks „Ziltoid The Omniscient“ darstellt, um einiges besser bedient. Die abstruse intergalaktische Star Wars Geschichte der etwas anderen Art um Ziltoid, Captain Spectacular und der War Princess wird auf ganz anderen Ebenen fortgeführt. Die Musik ist ein gnadenloser Par-Force-Ritt, der mächtig, komplett bombastisch überdreht und hymnisch voluminös über den Hörer hineinbricht. Hier werden keine Gefangenen genommen, sondern jegliche Bedenken mit mehrfacher klanglicher Breitseite einfach weggefegt.
Zwei unterschiedliche Alben, zwei ganz andere Seiten von Devin Townsend, die je nach eigenem Gefallen für Zuneigung, Ablehnung oder totale Begeisterung sorgen.

Kristian Selm (11/15 Punkte)



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