CD Kritik Progressive Newsletter Nr.19 (03/1998)
Esperanto - Thwart & thwack
(74:09, Privatpressung, 1998)
Alle Achtung! Esperanto heißt die Kapelle, "Thwart & thwack" ihr Debüt und sie selbst umschreiben ihre Musik als "progressiven Fusion Rock". Man darf also nicht 100%ig das erwarten, was landläufig unter Progressive Rock läuft. Die Umschreibung eingängige, komplexe Rockmusik trifft den Nagel da schon eher auf den Kopf. Stark ist vor allem der instrumentale Bereich, ein guter Sänger rundet den positiven Gesamteindruck ab. Insgesamt eine Band, die souverän-routiniert agiert, und voll aus dem vielschichtigen Background (Trash, Folk, Jazz, Musical, Coverbands) der einzelnen Musiker schöpfen kann. Aber was wird nun aus dem Suppentopf der Stile gezaubert? Die Jungs sind so vielschichtig, dass es wirklich schwer ist, dies in wenige Worte zu fassen. Sicherlich birgt die Vielschichtigkeit die Gefahr, dass nicht jeder mit dem innovativen Eintopf etwas anfangen kann. Deswegen zuerst die Filetstückchen für den Prog-Gourmet. Mein persönliches Highlight ist der Song "The spider in my sleeve", wo's wuchtig und komplex zur Sache geht und in der anschwellenden Dramatik sogar ein gesampeltes Mellotron zu vernehmen ist. Auf gleichem Niveau bewegt sich der Schluss-Song "Skyscraping", der sehr an IQ während "Nomzamo" erinnert. Ein klasse Lied! Die akustische Ballade "Fairyland princess", der verspielte Longsong "Tightrope", bei dem zu Beginn in Tony Banks Manier geklimpert wird, und die schmissige, achtminütige Rock / Pop Nummer "Opinions", die in einem orgiastischen Gitarrensolo gipfelt, passen ebenfalls noch in die progressive Schublade. Die restlichen vier Songs schwanken zwischen straighten, erdigen Rock ("Big surprise", "Man without manners") bzw. leicht melancholischem Funk Rock ("Longshoreman"). Einen exotischen Ausflug nach Afrika, mit Anleihen an die dortigen Ju-Ju Musik bietet der Fun Titel "African traffic". Wie im Infoblatt gewünscht, sage ich jaaa zu Esperanto, einen Namen, den man sich für die Zukunft merken sollte. Kontaktadresse: Jugend & Kulturzentrum Musikbüro c/o Steffen Gerlach, Kirchhofweg 2, 63739 Aschaffenburg.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1998