CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)
Solstice - Circles
(42:21, A New Day, 1996)
Bei Solstice steht Qualität vor Quantität. Gerade mal drei Alben hat man seit der Bandgründung im Jahre 1980 herausgebracht. Doch sowohl "Silent dance" (1984) und "New life" (1993), wie auch das neueste Album "Circles" haben eines gemeinsam: bei Solstice wird sehr viel Wert auf einprägsame Melodien gelegt. Diese gehen sofort ins Ohr, ohne dass sie platt oder bekannt klingen, denn trotz aller Eingängigkeit schafft es das britische Quintett in dichten Arrangements fesselnde Stimmungen einzufangen. Neben dem Wechsel an den Stöcken (ex-Jethro Tull und ex-Steve Hillage Schlagzeuger Clive Bunker bearbeitet jetzt die Felle) gibt es mit Emma Brown auch eine neue Frontfrau. Wie bereits ihre Vorgängerinnen sorgt sie mit ihrem glockenhellen Organ für Hörgenuss in mittleren und hohen Tonlagen, was natürlich nicht jedermanns Geschmack ist. Bestimmendes Bandmitglied ist wie bisher Gitarrist Andy Glass, der ein um's andere mal sein Instrument auf weite ausufernde und eindringliche Soloausflüge schickt. Nicht Tempo ist Trumpf, die sieben Songs sind alle im mittleren bis langsamen Bereich angesiedelt, sondern Gefühl, Ausgeglichenheit und packende Arrangements prägen den Stil und Sound von Solstice, obwohl man sich auch schon mal ins Bombastische steigert. Gerade bei "Sacred run" wird Dramatik und Tempo deutlich forciert. Durch den ausgezeichneten Violinisten Marc Elton erfahren die getragenen Stücke eine interessante Bereicherung. Mit "Salú" und "Coming home" befinden sich ebenso zwei Instrumentals auf "Circles", die in musikalischer Qualität den gesungenen Titeln locker Paroli bieten können. Wem melodische, folkloristisch angehauchte Rockmusik mit leichtem Progressive Rock-Touch, und ausufernden, verspielten Gitarrensoli gefällt, dem bieten Solstice eine lohnenswerte Alternative.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997