CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)
Ragnarok - Ragnarok
(42:07, RVCD, 1975)
Bei diesem absolut hörenswerten Reissue handelt es sich leider um keine offizielle Veröffentlichung, vielmehr wurde der Erstling der neuseeländischen Ragnarok von LP heruntergezogen, und in Japan illegal auf CD gebrannt. Nun bin ich wirklich kein Freund von Bootlegs, aber abgesehen von der Rechtslage stimmt bei dieser CD die Qualität, dafür sieht es mit sonstigen Informationen zur Band ziemlich mau aus. Dennoch ist das Wichtigste, nämlich die Musik, um so gelungener. Melodisch, klanglich antiquiert, psychedelisch angehaucht, traumwandlerisch schön treffen hier als Adjektive zu. Langgedehnte Instrumentalteile mit minimaler Weiterentwicklung bauen ein um's andere mal geschickt Spannungen auf. Wer dazu noch auf Mellotronklänge steht, für den ist diese Scheibe absolut empfehlenswert. Ragnarok bieten keine technischen Kabinettstückchen, sondern versprühen die getragene Atmosphäre der Moody Blues und Pink Floyd. Während der Opener "Fenris" noch mit wummernden Rickenbacker Bass und der vollen Mellotron-Breitseite zuschlägt, geht es im weiteren Verlauf wesentlich entspannter zu. Ohne jede Hektik, wird hier in ruhigen, fast schon traurigen Klängen musiziert. Selbst die Gitarrenklänge versprühen eine schleppende Traurigkeit. Natürlich darf man bei Ragnarok nicht die Redefinition des Begriffes Progressive Rock erwarten, aber lässt man sich Zeit beim Hören, so türmt sich die mit etwas zu viel Hall versehene, und dumpf klingende Produktion mehrfach in spannungsgeladenen Bombast auf, so dass Ragnaroks Debüt sicherlich zu einem der schönsten Werken der Mitte Siebziger-Veröffentlichungen aus dem Bereich der melodischen, progressiven Rockmusik gehört.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997