CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)

Bigelf - Closer to doom
(25:14, Third Hole Records, 1995)

Wie das Leben eben so spielt. Wären Bigelf nicht als Ersatz für Ritual auf dem diesjährigen Progfest in L.A. verpflichtet worden, so würden die Retro Rocker aus Hollywood immer noch ein Schattendasein fristen, und sich völlig gestoned in ihren Opiumhöhlen befinden. Doch Greg Walker bewies ein goldenes Händchen, und zerrte sie ins Licht der Öffentlichkeit. Das Debüt "Closer to doom" stammt bereits aus dem Jahr 1995, und ist wahrscheinlich bisher nur in Insiderkreisen bekannt. Die Hommage an die 70er gräbt allerlei antiquierte Klänge aus der Fundgrube der verstaubten Töne aus, bereits der Blick auf das Instrumentarium, welches sich auf dem Cover befindet, lässt das Herz schneller schlagen. Der Opener "Change" bietet gleich einen furiosen Start. Basierend auf einem routinierten Gitarrenfundament wird das Mellotron heiß geschmiedet, dreistimmige Vokalharmonien im Stile der Fab Four verschmelzen die Töne zu einem eigenständigen Sound. Die Kalifornier hämmern auf ihren Instrumenten die pure Klangkraft heraus. Im Schmelztiegel der musikalischen Anleihen fällt neben dem Gesang im Stil der Beatles vor allem Hard Rock aus dem magischen Dreieck Led Zeppelin - Deep Purple - Uriah Heep schwer ins Gewicht. Diese Legierung bekommt noch durch Hammond und Mellotron-Attacken den letzten Schliff. Infernaler Bombast bei "Closer to doom" und eine Sitar im zweiten Song "Crazy" versprühen funkelnden Wohlklang. Leider wurde bei der Laufzeit sehr gespart, so dass man dem verkifften Gitarrenrock mit progressiven Elementen, der sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist, nur wünschen kann, dass er beim nächsten Mal in ausgiebigerer Form in Silizium gebrannt wird.

Kristian Selm



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