CD Kritik Progressive Newsletter Nr.16 (08/1997)

Wappa Gappa - Yamatai
(60:22, Air, 1997)

Dies ist eine CD Besprechung mit mehreren Unbekannten. Weder für Gruppenname oder Erscheinungsjahr kann eine Garantie übernommen werden, von den Titeln mal ganz zu schweigen. Der Grund ist ziemlich einfach. Dieser Silberling stammt aus Japan, und fast alle wichtigen Informationen sind in Landessprache, was für jemanden, der die dort üblichen Schriftzeichen nicht entziffern kann, in keiner Weise förderlich ist. Deswegen also zum Wichtigsten, der Musik, denn die hat es wirklich in sich. Das musikalische Quartett, um die ausgezeichnete Sängerin Tamami Yamamoto bietet Nippon Neo Prog der Extraklasse mit dem landestypischen Bombastfaktor. Tamami verfügt über eine sehr ausdrucksstarke und variationsreiche Stimme, die den unartikulierten Quietschgesang vieler ihrer japanischen Kollegen und Kolleginnen wie Mäusegepiepse aussehen lässt. Bei ihren vier männlichen Mitstreitern sticht besonders Gitarrist Yasuhiro Tachibana heraus. Er lässt die Stromgitarre in sphärische Höhen aufsteigen, während sein Kollege an den Tasten die synthetischen Streicher schmalzen lässt, der E-Bass schnauft, und am Schlagzeug der Rhythmusknecht gewandt die Stöcke schwingt. Diese Band erreicht mühelos das Niveau von Gruppen wie Pageant und Magdalena, und schafft somit die lang erhoffte Fortsetzung des in den 80ern so erfolgreichen Progressive Rock "Made in Japan". Die Kompositionen haben genügend Drive, stecken voll Überraschungen, können je nach Stimmung aggressiv bis hin zu balladesker Melodramatik sein, und gipfeln immer wieder in euphorischen Soli an Keyboards und Gitarre. Was Quidam für Polen, könnten Wappa Gappa für die japanische Szene sein. Der Motor für den Aufbruch, der hoffentlich noch mehr solcher sehr guten Bands in unsere Breiten verschlägt. Einziger Wermutstropfen: man weiß leider mal wieder nicht, ob diese CD ohne Probleme aus Japan zu beschaffen ist.

Kristian Selm



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