CD Kritik Progressive Newsletter Nr.15 (06/1997)
Cromwell - Burning banners
(61:11, Angular Records, 1997)
Angular Records entwickelt sich immer mehr zum Sammelbecken des deutschen Prog-"Nachwuchses". Nach Ziff und Last Turion sind Cromwell die mittlerweile dritte Band beim deutschen Musea-Ableger. Die Band stammt aus Worms, spielt Neo Prog der melodischen Art, und legt nach ihrem MC Demo "Nor king, nor country" mit "Burning banners" den ersten Longplayer vor. Wie bei so vielen deutschen Bands wechseln auch bei diesem Quartett Licht und Schatten. Deswegen zuerst die kritischen Anmerkungen. Der Gesamtsound wirkt stellenweise etwas drucklos, was aber verständlich und auch verschmerzbar ist, denn nicht jede Band kann sich eine wahnsinnig teure Produktion leisten. Objektiver Kritikpunkt hingegen sind die manchmal recht simpel gestrickten Ideen. Zwar melodisch und eingängig komponiert, doch einfach nicht griffig genug. Weiterhin mache ich sonst selten einer Band den Vorwurf, sich bei anderen Gruppen bedient zu haben, den wer hat im Progressive Rock schon wirklich neue Ideen? Wie Cromwell sich aber beim gleichnamigen instrumentalen Lied bei den Anfangsakkorden von "Metropolis" von Dream Theater, und im Keyboardsolo bei "Leap of faith" bei IQ bedienen, ist schon ein sehr offensichtliches Plagiat. Doch genug kritisiert, jetzt zu den positiven Gesichtspunkten. Mit Anke Taeffner verfügt man über eine gute Sängerin, und ebenfalls die Instrumentalisten liefern solide Arbeit ab. Man begeht nicht den Fehler zu viele Breaks und Komplexität einzustreuen, die Lieder weisen einen sich steigernden Aufbau mit geglückter Entwicklung auf. Dichte Keyboardsounds liefern das Grundgerüst, über dem sich die Gitarre gelegentlich in Soloausflügen üben darf. Schöne Harmonien und nette Melodien, an denen sich kein Ohr stößt, und die schon beim ersten Hördurchgang für Eingängigkeit und gutes Zurechtfinden sorgen. Auch weisen einige Instrumentalparts überdurchschnittliches, begeisterungsfähiges Niveau auf, wie z.B. der Schlussteil des zehnminütigen "Tunnel", oder das kurze, ruhige Instrumental "Secret land". Ein solides Debüt mit ansprechenden Ansätzen, welches noch Steigerungen nach oben offen lässt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997