CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)
Far East Family Band - Tenkujin
(34:32, TRC Records, 1976)
So ist das eben mit unübersichtlichen Verpackungen. Da sucht man vergeblich das Erscheinungsjahr einer CD, findet aber nur das lapidare Copyrightjahr 1995 ohne weitere Infos. Dass dies wohl mitnichten auch das Erscheinungsjahr ist, hört man schon nach relativ kurzer Zeit, denn hier bekommt man Nippon Prog der späten 70er oder frühen 80er zu hören. Der Gesang ist englisch, bei einem Lied auch mal japanisch, wird aber weitgehend von der Musik überdröhnt - und das ist auch gut so. Zwar ist er nicht, wie schon so oft bei japanischen Produktionen vernommen, unerträglich hoch und geschlechtlich nicht differenzierbar, aber Fumio Miyashta greift wesentlich beherzter und differenzierter in sein sechssaitiges Instrument als er seine Stimmbänder druckvoll unter Kontrolle hat. Und wenn wir gerade schon bei der Gitarre sind - sie klingt recht verzerrt, und gibt der Musik der "fernöstlichen Familie" einen psychedelischen Touch. Nebenbei bedient Miyashta unzählige Synthesizer, die passenderweise alle in seinem Heimatland hergestellt wurden. Die Musik der Viererbande aus Fernost ist sehr melodisch, von mittelmäßigem Tempo geprägt und wird von der Psychogitarre dominiert. Eine eindeutige Stilschublade zu finden fällt schwer, denn symphonische Elemente, wie auch zugängliche Rockrhythmen und ruhigere Space Rock Passagen finden ihren Platz. Das klingt in Teilen sehr gefällig, erreicht aber nie die Klasse oder den Bombast solcher Bands wie Déjà Vu oder Vienna.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997