CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

The Perotic Theatre - Dryve
(45:03, Privatpressung, 1996)

Das musikalische Theater namens The Perotic Theatre bleibt weiterhin unberechenbar, und fühlt sich sichtlich in mehreren Kategorien wohl. Hinterließ ihr letzt jähriges Debüt "Prometheused" gerade wegen der intellektuellen Minimalmusik eher einen zwiespältigen Eindruck, so wird auf dem Nachfolger "Dryve" musikalisch wesentlich Handfestes geboten. Schlagzeuger Rudi Leichtle darf endlich mehr als nur lächerliche 10 Sekunden seine Felle bearbeiten, und auch Keyboarder Niklas David zaubert aus der Hammond ein ums andere mal wunderbar antiquierte Klangsequenzen. Stilistisch und spieltechnisch schimmert hier eindeutig die Verbundenheit zu Keith Emerson und seiner Band The Nice durch. Nicht umsonst gibt es bei den Liveauftritten auch Lieder wie "Rondo" oder "America" zu hören. Auf "Dryve" erfährt dieses Grundkonzept bei den beiden Songs "Tissues" und "Dust ark" durch Unterstützung der melancholischen Grundstimmung mit Cello und Violine seine Erweiterung. Anhand dieses Stilmittels schafft es vor allem "Dust ark" wie eine zerbrechliche Version der Beatles zu klingen. Sonst wechseln virtuose Tastenläufe sich mit sentimentaler Schwermut ab, einige kurze avantgardistisch untermalte Sprechpassagen gibt es ebenfalls zu hören. Trotz deutlicher klanglicher Verbundenheit zu den 70ern wirkt diese Musik dennoch frisch und spannend komponiert. Die beiden Vokalisten setzen abwechselnd mit hauptsächlich Sprechgesang von Alexander Wiemer und "normalen" Gesang von Matthias Both ihre persönlichen Merkmale. Wer die Uhr um etliche Jahre zurück drehen möchte, und auf tonnenweise auftretende Hammondakkorde und traurige Klänge steht, dem liefert diese Stuttgarter Formation genau die richtige Mischung.

Kristian Selm



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