CD Kritik Progressive Newsletter Nr.14 (04/1997)

Madrigal - Silence
(19:10, Privatpressung, 1997)

Madrigal? Da gab es doch mal ein Lied von Yes auf dem 78er Album "Tormato", und war da nicht auch diese eine amerikanische Band, die vergeblich versuchte, dem großen Vorbild ähnlich zu klingen? Dies ist Vergangenheit, denn nun gibt es frisch auf den Tisch: Madrigal aus Hannover. Diese vier klingen nun wirklich nicht nach dem übermächtigen Prog-Dinosaurier, und für Stille ist im Gegensatz zum Albumtitel ebenfalls kein Platz auf dieser Mini CD. Das professionell aufgezogene Layout ist schon mal nett anzuschauen, bei der Produktion musste dann wohl aber aufgrund begrenzter finanzieller Mittel etwas gespart werden. Zum Prädikat recht ordentlich langt es jedoch allenthalben, zieht man die teilweise schon erheblich unausgewogeneren und billig klingenden Produktionen aus Italien als Vergleich in Betracht. Und in welche der einengenden Schubladen stopft man nun die Vier aus dem Norden der Republik? Zum einen gibt es Einschlägiges aus dem Hard Rock und Metal-Bereich in Form von energischen Gitarren und Schlagzeugbearbeitung. Jedoch wird nicht in 08/15-Manier der Holzhammer ausgepackt, sondern der Rhythmus variiert. Da Keyboards nicht zum Standardrepertoire gehören, klingt die Musik auch deswegen schon mal eine Spur härter, obwohl es auch passable Melodien zu hören gibt. Beim Beginn von "Turn back the time" fühle ich mich kurzfristig an Rush Mitte der 70er erinnert. Sängerin Sandra Werner hebt sich ebenfalls wohltuend vom sonstigen Stimmchaos ihrer Sangeskollegen ab. In vier Liedern im 4 - 5 Minuten Bereich legt man ein ordentliches und solides Debüt vor - nicht mehr und nicht weniger.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1997