CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)

Wuthering - The gate of fate
(61:30, Privatpressung, 1996)

In manchen nachdenklichen Momenten hatte ich schon die Idee eine CD völlig über den grünen Klee zu loben, um mich nachher königlich zu amüsieren, wie alle diese CD bestellen, und sie einfach nur bescheiden finden. Nun gut, ganz so gemein will ich doch nicht sein, einerseits um die Glaubwürdigkeit dieses Magazins nicht in Frage zu stellen, andererseits um nicht den gleichen Forderungen wie gegenüber dem Vorstand meines Brötchengebers bei der letzten Hauptversammlung ausgesetzt zu sein ("Stimmen die Zahlen nicht, müssen andere Köpfe her"). Da ich meinen Kopf behalten möchte, schreibe ich lieber eine ehrliche Kritik. Es fehlt verdammt schwer bei dieser Band objektiv zu bleiben, denn ständig fragt man sich, ob sie nicht besser können oder nicht besser wollen. Die fünf Instrumentenquäler aus dem Land von Sushi und Kimono bewegen sich immer ziemlich nahe an der Peinlichkeitsgrenze. Geht die Produktion und Soundqualität noch in Ordnung, und drückt man bei dem maßlos übertriebenen Fantasycover auf Hochglanzpapier die Augen zu, dann mangelt es spätestens bei den Ideen und der Umsetzung ganz gewaltig. Recht langweilig wird hier jegliches Neo Prog Klischee in schlechtester Weise ausgeschlachtet: bombastische Keyboards und zudeckende Klangteppiche ohne Ende. Elegische Gitarrensoli, sowie Longsongs ohne Weiterentwicklung. Vor sich hinstolpernde Rhythmen, die wohl die inhaltliche Leere zudecken sollen. Am schlimmsten wird es aber, wenn Eiji Saka seine Stimmbänder missbraucht. Dann hilft alles verzerren und verfremden nicht, dieser Mann sollte bestenfalls zu Hause unter der Dusche singen - eine völlig überflüssige Produktion. Ätsch, ich habe gelogen, denn diese CD ist absolute Klasse, zumindest für eine Verwendung. Wer schon immer mal einen teuren Japanimport kaufen wollte, denn er angeberisch herumzeigen kann, aber bestimmt nie anhört, der sollte hier unbedingt zugreifen. Kaufzwang!

Kristian Selm



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