CD Kritik Progressive Newsletter Nr.13 (03/1997)

Trettioåriga Kriget - Om kriget kommer 1974 - 1981
(74:43, MNW Records, 1996)

Vielleicht ist es doch irgendwann mal sinnvoll, schwedisch zu lernen. Abgesehen von den vielen neuen Bands von dort, gibt es auch noch Einiges aus früheren Jahren zu entdecken, wie z.B. Trettioåriga Kriget. Da bei diesem Sampler die komplette Historie in Landessprache geschrieben wurde, kann ich mich nur auf den musikalischen Inhalt beziehen, und sonst mit keinerlei Details glänzen. Nur so viel: letztes Jahr auf dem Progfest in Stockholm waren Trettioåriga Kriget ebenfalls live dabei, und vielleicht gibt es ja in absehbarer Zeit etwas Neues vom "Dreißigjährigen Krieg". Diese Kompilation bietet einen guten Querschnitt aus allen sechs bisher erschienen Alben dieser Band, wobei "Mot alla odds" (1979) und "War memories" (1992) mit nur einem Titel vertreten sind. Den Löwenanteil liefert das '78er Werk "Hej på er" mit sechs Titeln, dazu noch zwei vom gleichnamigen Debüt "Trettioåriga Kriget" (1974) und je drei von "Krigssång" (1976) und "Kriget" (1981). Die einzelnen Schaffensperioden sind sehr unterschiedlich ausgefallen, und dementsprechend verschieden klingen auch die Lieder. Während man beim Debüt noch sehr deutlich im anspruchsvollen Hard Rock mit Anleihen an King Crimson verwurzelt ist, und diese Musik ohne Zweifel als damalig noch progressiv durchgeht, ist z.B. "Hur står det till" von 1979 sehr simpel und poppig gestrickt, und erinnert mit Bläsern und Rhythmus schon fast an die Ska-Musik von Madness. Aber zum Glück dominieren die interessanteren Einflüsse, wie z.B. beim akustisch und folkloristisch angehauchten "Jag och jag och jag" (kein Schreibfehler, der Titel heißt wirklich so) vom neben dem Debüt interessantesten Einzelalbum "Krigssång". Gesungen wird ausschließlich in schwedisch, das sollte aber für tolerante Hörer kein Problem darstellen. Auch sind die Keyboards nur als Hintergrundinstrument vertreten, so dass die Musik hauptsächlich von der Gitarre geprägt ist. In den sechs Titeln von 1978 wird sich an die Verschmelzung von melodischem Rock mit progressiven Strukturen, ergänzt durch Saxophonklänge, gewagt, wobei die Gratwanderung zwischen Banalem und Genialem nicht immer glückt. Trotzdem eine interessante Retrospektive, die in meinen Augen zwar nicht so stark wie das Niveau der heutigen Bands aus Schweden ausfällt, für Liebhaber von Musik aus den 70ern aber eine interessante Alternative zum Bekannten aus Italien, England und U.S.A. darstellt.

Kristian Selm



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