CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Word Of Life - ...Dust
(61:41, Subliminal Sounds, 1996)

Und hier mal wieder was für die Freunde des Space Rocks, diesmal aus dem spacigen Schweden. Bereits durch das Cover wird man in die richtige Stimmung versetzt. Hat man es aufgeklappt, erblickt man eine abgedrehte und verfremdete Farbcollage erster Güte. Gitarrist Måns wurde in ein hell- bis dunkelblaues Spiralfarbmeer mit rot-gelber Umrandung getaucht, dass es eine wahre Freude ist. Also schnell die Räucherstäbchen ausgepackt, die heimische Lichtorgel angeworfen und flugs ins Sphärenschiff eingestiegen. Was Word Of Life von Bands wie Hawkwind oder Ozric Tentacles im wahrsten Sinne des Wortes abhebt, ist die Erweiterung der spacigen Grundsounds. Klingt der Opener "When I was in space" noch nach völlig genretypischer Soundcollage, wird bei dem folgenden Spektakel "Way to go" durch Hinzunahme von Percussion dem Ganzen ein leichter Schuss Latin Feeling und zusätzlicher Drive verpasst. "To dust" ist eine langsame Ballade, die auch aus den 70ern stammen könnte, sich wabbernd voranarbeitet und in einem gefühlvoll-verträumten Gitarrensolo gipfelt. Traumhaft schön! Das folgende "Flying" verleiht sich besonders in den Flöten- und Gitarrenpassagen von selbst Flügel. Insgesamt erinnert mich Word Of Life sehr stark an die zu Unrecht relativ unbekannte deutsche Space Rock Band Electric Orange. Zur Auflockerung mit "When you fall" wieder etwas ruhigeres, balladeskes mit leicht verfremdeten Gesang. Dem kurzen Instrumental "Negative space" folgt das ebenfalls sehr ruhige "Up here", welches von Synthesizerklängen Marke Richard Wright (Pink Floyd) und orientalischem Gitarrenspiel geprägt ist. In den letzten zwei Minuten wird dann die Dynamik erheblich gesteigert und die Gitarre exzessiv bearbeitet. "Disconnected country" ist, wie der Name schon fast verrät, ein harmlos-nettes Country-Stück. Vor dem abschließenden, durch Sitar sehr indisch angehauchtem "Sunrise", sorgt das recht relaxte "Love you" ebenfalls für Entspannung. Damit ist "...Dust" denen ans Herz gelegt, die neben Space Rock auch Gefallen an ruhiger, akustischer Musik mit starker Verwurzelung in den 70ern haben.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 1996