CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)
Ars Nova - The goddess of darkness
(41:35, Made in Japan, 1996)
Hoppla! Jetzt wissen wir endlich, wie Sado-Maso im Mittelalter ausgesehen haben könnte. Diesen Wissensgewinn kann uns die neue CD der drei kleinen Japanerinnen vermitteln. Das Cover ziert eine der drei Damen in einer aufreizenden Montur, die ich als Mischung aus Ritterrüstung und SM-Anzug bezeichnen würde. Sehr gefällig, da wird's einem doch gleich warm ums Herz! Endlich mal was ganz anderes im Reiche des Prog, wo sich sonst nur böse Drachen und Zauberer tummeln (oder Artverwandtes). Ist das nun eine neue Masche um männliche Kunden anzulocken, oder steckt (leider) doch ein tieferer Sinn dahinter? Na klar, letzteres natürlich, denn klappt man das Booklet auf, erscheinen die weiteren zwei Mädels, ganz in weiß, als positiver Gegenpart zur düsteren "Goddess of darkness". So weit, so gut. Die Musik entspricht der auf den letzten zwei Alben. Kein Gesang, keine Gitarre und der Bass bleibt im Hintergrund. Damit ist klar, dass es sich hierbei eigentlich um ein Keyboardalbum handelt, denn Keiko Kumagai bedient nicht nur die Tasten, sondern schreibt auch die Lieder. Es wird viel Abwechslung geboten, verschiedene Teile mit unterschiedlichen Taktzahlen, Rhythmen und Geschwindigkeiten wechseln sich laufend ab. Keiko und die Drummerin Akiko beherrschen beide ihre Instrumente aus dem FF. Die Abwechslung könnte aber für manchen Geschmack etwas zu weit getrieben worden sein und für den Bombast, der sich ganz schön breit macht, gilt dasselbe. Wie in fast allen japanischen Produktionen, legt man da besonders viel Wert darauf. Aber da die meisten Prog Fans ja genau das suchen, werden sie hier auch sehr gut bedient. Da momentan Verhandlungen über u.a. ein Konzert in Deutschland laufen, sollte man sich das Teil auf jeden Fall mal anhören, dass man dann auch weiß, ob's einem gefällt oder nicht, wenn die Mädels dann tatsächlich anrücken. Denn bis die Gelegenheit, ein Prog Frauentrio aus Japan bei uns zu sehen, wiederkommt, dauert mindestens so lang, wie IQ braucht, um eine CD herauszubringen.
El Supremo
© Progressive Newsletter 1996