CD Kritik Progressive Newsletter Nr.11 (11/1996)

Irmin's Way - Opus: Destroy
(46:47, Kissing Spell, 1976)

Sehr eigenartig diese CD: geschmückt von einem martialischen Cover (Jung Siegfried im Kampf mit einem Drachen) werden im Booklet in englisch Auszüge aus Schiller's "Die Räuber" zitiert. Das Label Kissing Spell empfiehlt sowohl Hard Rock, wie auch Sympho-Prog Fans dieses Album wärmstens. Eigentlich komisch, dass im Aufnahmejahr 1976 niemand dieses Opus veröffentlichen wollte und man bis spät in die 90er warten musste. Wo liegen die Gründe? Entweder hatte die Band kein Geld für eine Eigenproduktion oder es fand sich wohl keine Plattenfirma, die auf diese Art von Musik abfuhr. Die Gründe liegen auf der Hand: bei Irmin's Way halten sich Positives, wie Negatives die Waage. Also zuerst zum Positiven. Abwechslungsreiche Longsongs (das Titellied dehnt sich über mehr als 22 Minuten und ist auch der unbestrittene Höhepunkt) und eine interessante Mischung, wie es die Plattenfirma schon sehr gut beobachtet hat, aus Hard Rock und sinfonischen Progressive Rock. Doch Negatives gibt es jedoch auch. Ich wage es ja kaum noch zu kritisieren, aber der Gesang ist wieder mal wirklich schlecht. Glücklicherweise hat dies wohl auch der Sänger erkannt und hält weitgehendst, leider nicht zu oft, den Mund. Dann wären da noch die stellenweise dünnen Ideen, gut im Ansatz, aber es mangelt da doch ein einigem, um totale Begeisterung hervorzurufen. Daneben klingt die Produktion wenig homogen, dem Schlagzeugspiel mangelt es an Variationsreichtum. Jetzt waren doch die aufgezählten negativen Einflüsse in der Überzahl, also schnell noch war Positives, um noch für Gleichstand zu sorgen. Irmin's Way bringen mit ihrer Spielart bestens das nostalgische Gefühl aus den späten 70ern herüber und wenn sich Keyboards und Gitarre musikalische Duelle liefern, dann hebt sich die wackere anglo-germanische Zweckgemeinschaft doch noch sehr locker über den Durchschnitt dieser Zeit hinweg.

Kristian Selm



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