CD Kritik Progressive Newsletter Nr.10 (09/1996)
The Light - On a new horizon
(52:04, Aquarian Records, 1995)
Eine amerikanische Band mit einem gebürtigen Stuttgarter am Schlagzeug? Das ist ja schon aufgrund meines Lokalpatriotismus geradezu zwingend, eine Kritik schreiben zu müssen. Im Booklet wird als Schlagzeuger zwar noch Larry Sipes angegeben, aber die schwäbische Konkurrenz scheint ihn inzwischen verdrängt zu haben. The Light kommen aus dem sonnigen Kalifornien, bestehen aus David Downum (Gesang), Michael Matier (Gitarre), Eric Gugisch (Schlagzeug), Ken Balagna (Bass) und John Sponsler (Keyboards). Sie spielen radiotauglichen, anspruchsvollen AOR. Der dehnbare Begriff "anspruchsvoll" reicht hier auch zum Aufdruck des Stempels "progressiv". Vergleiche zu ziehen fällt hier recht einfach, da vor allem der Gesang und die Strukturen deutlich an Kansas ohne Geige, die Vokalharmonien an Styx erinnern. Die Produktion hält den gewohnt sehr guten amerikanischen Standard, da muss man sich immer wieder fragen, warum so etwas die meisten europäischen Bands einfach nicht gebacken kriegen. Sowohl musikalisch und gesanglich sind keinerlei Abstriche zu beklagen. Ihren Stil beschreibt die Band selbst als songorientierten, progressiven elektronischen Rock. Ich würde noch als Ergänzung eine Prise Bombast hinzufügen. Besonders herauszuheben gilt es den Einzel- und Chorgesang, der sehr gut arrangiert und effektvoll eingesetzt wird. Da man mehr das einzelne Lied im Vordergrund sieht, sind die Ideen in akzeptablen Zeiten (vier-fünf Minuten) auf den Punkt gebracht. Wer also mehr auf lange Stücke mit reichlicher Abwechslung steht, der wird sich hier wahrscheinlich nur im fast 9-minütigen "Journey home", einer ausgefeilten Suite, wiederfinden. The Light reihen sich mühelos bei Spielfreude und Qualität in die in letzter Zeit häufiger auftretende, rockorientierten Prog Alben aus den Staaten ein, die auch für ein breiteres Publikum zugänglich sind.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1996