Omnivide - Arise (EP)

Omnivide - Arise (EP) (Seek And Strike; 10.10.2025))
Credit: Marcel Leblanc

Technical Metal • Progressive Metal • Death Metal • Symphonic Metal
(26:23; Vinyl, CD, Digital; Seek & Strike; 10.10.2025)
Mit „Arise“ legen Omnivide nicht nur eine neue EP vor, sondern eine ziemlich deutliche Ansage: Wir können alles – Tech, Melo Death, Symphonic, Prog – und wir scheuen uns nicht, all das in knapp 26 Minuten so miteinander zu verketten, dass man kurz vergisst, dass dies offiziell „nur“ eine EP ist.

‚Prelude‘ eröffnet das Ganze mit einem symphonischen Intro, das überraschend viel Atmosphäre aufbaut und mit seinem elegischen Unterton fast an Paradise Losts „Icon-Phase erinnert. Ein Hauch Melancholie, viel Drama – und eine perfekte Rampe für das, was danach kommt.

Denn ‚Void‘ wirft einen ohne Vorwarnung in die Tech-Death-Maschine. Nicht ganz Archspire-Tempo, aber nah genug dran, dass das Adrenalin kurz zuckt. Gitarren, Keys und Rhythmik schichten sich zu einem metallenen Uhrwerk; die Growls sitzen satt, wenn auch textlich kaum zu entschlüsseln. Und dann: der Bruch. Akustikgitarre, klarer Gesang, orchestraler Unterbau – ein Kontrast, der größer kaum sein könnte. Sekunden später folgt der nächste stilistische Sprung: plötzlich BTBAM-Terrain, vor allem gesanglich. Generell drängt sich der Eindruck auf, dass Omnivide den amerikanischen Prog-Death-Granden gefährlich nahekommen.

‚Tyrannical Saviour‘ zeigt anschließend die nächste Facette – und eine weitere Parallele. Die Opeth-Vibes sind unüberhörbar, was kaum überrascht: Omnivide haben einst als Opeth-Coverband begonnen, und man spürt dieses Erbe an jeder Ecke. Weniger Tech Metal als ‚Void‘, dafür der vertraute Dreiklang aus melodischem Death Metal, Akustikpassagen und orchestraler Weite, garniert mit einem schön ausladenden Gitarrensolo.

‚Omnipotent‘ treibt diese Kontrastarchitektur dann konsequent weiter. Die Akustikgitarre rutscht hier sogar kurz in flamencoeskes Terrain – und das Überraschende: Dieser Stilbruch wird nicht bloß als Farbtupfer stehen gelassen, sondern sauber in die anschließenden Death-Metal-Passagen hinübergeführt. Genau dieses feine Gespür für Übergänge macht den Track aus und zeigt, wie sehr Omnivide mit ihren Dynamiken spielen können.

Der Titeltrack ‚Arise‘ schließlich bündelt all diese Ideen zu einem kompakten Finale. Hier wirken die Kontraste am ausgewogensten, die Übergänge am schlüssigsten, und an manchen Stellen schimmern sogar zarte Dream-Theater-Farben durch, ohne dass das Stück seine Härte verliert. Kein Wunder, dass ‚Arise‘ sich als heimlicher Favorit der EP aufdrängt.

Unterm Strich ist „Arise“ eine bemerkenswert reife Arbeit: technisch, melodisch, brutal, symphonisch – und mit einer spannenden Dramaturgie, die Omnivide klar von der reinen Tech-Show abhebt. Wenn das die Richtung für zukünftiges Material ist, sollte man die Kanadier definitiv im Auge behalten.
Bewertung: 11/15 Punkten


Omnivide - Arise (EP) (Seek And Strike; 10.10.2025))
Besetzung:
Samuel Frenette – Vocals & Guitars
Nicolas Pierre Boudreau – Guitars
Alex Cormier – Bass
Samuel Lavoie – Keyboards
Marc-André Richard – Drums

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise Holdtight zur Verfügung gestellt.