L.O.E (Last of Eden) - Chiaroscuro

L.O.E (Last of Eden) - Chiaroscuro (Hopeful Tragedy Records, 05.12.2025)
Post Rock • Progressive Rock • Instrumental
(42:01; Vinyl, CD, Digital; Hopeful Tragedy Records, 05.12.2025)
Mit „Chiaroscuro“ verfolgen Last of Eden jene inzwischen fast ritualisierte Single-Politik, wie man sie seit Sleep Tokens Debüt kennt: über Monate werden die Songs einzeln hinausgetropft, bis am Albumtag nur noch ein letztes unbekanntes Puzzleteil bleibt. Vorteil: Man weiß sofort, worauf man sich einlässt. Nachteil: exakt derselbe. Wer L.O.E. im letzten Jahr begleitet hat, findet deshalb größtenteils Altbekanntes – bis auf den finalen Neuzugang ‚The Man In The Arena‘.

Ich selbst habe die Band erst mit der EP „A New Consciousness“ entdeckt und mir bewusst die Geduld auferlegt, das Album als Ganzes zu hören. Und das war goldrichtig: „Chiaroscuro“ wirkt nicht wie eine lose Songsammlung, sondern wie ein einziger, fließender Bogen zwischen Licht und Dunkel, Hoffnung und Erschöpfung. Instrumentaler Post Rock bildet das stilistische Fundament, cineastisch ausgeleuchtet, mit progressiven und alternativen Farbtupfern – und getragen von Spoken Words, die das Album immer wieder in narrative Tiefenschichten ziehen.

Der Opener ‚I Was Not Magnificent‘ baut sich wie eine langsam anwachsende Welle auf: hypnotisches Drumming, atmosphärische Gitarren und Ben Walshs Stimme, die mehr ist als bloße Erzählung – ein Leitsystem, ein Impuls zur Selbstreflexion. ‚After All Is Said & Done‘ verarbeitet Sprachsamples des Philosophen Alan Watts und schwankt zwischen introvertierter Verletzlichkeit und hoffnungsvoller Öffnung. ‚Need Your Help‘, bereits von der EP bekannt, ist der erste Song mit echtem Gesang – ein ergreifender Chor, der zwischen Zerbrechlichkeit und Aufbruch leuchtet.

‚A New Consciousness‘ wiederum bleibt im erzählerischen Modus: vorsichtig, fast scheu beginnend, entfalten sich seine Schichten mit behutsamer Willenskraft. ‚Monsters & Miracles‘ startet mit einer glasklaren Gitarrenlinie und massiver Rhythmik, die an Long Distance Calling erinnert, bevor der Song sich in immer schwerere und metallischere Gefilde vorarbeitet – inklusive der Stimme von Tom Waits, die einen Bukowski-Text rezitiert: ein ebenso unerwarteter wie wirkungsvoller Kontrast.

Mit ‚Until Tomorrow‘ folgt dann der wohl cineastischste Moment des Albums: Orchestrale Weite, ein Bass, der an Roger Waters denken lässt, prog-verliebtes Gitarrenspiel und Sprachsamples aus dem Zweiten Weltkrieg, die historische Luftangriffe mit inneren Schlachten verweben. Progressive Post Rock at its best.

Und schließlich ‚The Man in the Arena‘: das einzige wirklich neue Stück – und ein Volltreffer. Fokussiert, druckvoll, emotional, aber nie überladen. Gitarren, die wie Lichtstrahlen durch Rauch schneiden, und ein Finale, das das Album mit einer Klarheit beschließt, die lange nachhallt.

„Chiaroscuro“ ist ein Werk, das Rohheit und Cinematic Grandeur miteinander versöhnt. Ein Album, das man fühlen muss, nicht nur hören. Und vor allem: eines, das erst im Ganzen seine volle Strahlkraft entfaltet.
Bewertung: 11/15 Punkten


L.O.E (Last of Eden) - A New Consciousness (EP) (Hopeful Tragedy Records, 29.08.2025)
Besetzung:
Josh Gardziel – Guitar, Synths, Visuals
Ben Walsh – Bass
Dominic Marshall – Guitar
Ben Hirst – Drums

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Hopeful Tragedy Records zur Verfügung gestellt.