The Emerald Dawn - The Land, The Sea, The Air (Vol. I)

Symphonic Rock • Psychedelic • Folk Rock • Space Rock
(45:56; CD, Digital; World’s End Records (Eigenveröffentlichung)/Just for Kicks; 24.10.2025)
Der britische Vierer brachte sich in der Prog-Szene zum ersten Mal 2014 mit der Veröffentlichung seines Debütalbums „Searching For The Lost Key“ ins Gespräch. Ursprünglich noch als Trio am Start, wuchs man schnell zum Quartett, das dann mit der dritten Veröffentlichung „Nocturne“ auch ein festes Line-Up gefunden hat, das auch auf dem aktuellen, ihrem sechsten Album Bestand hat. Man sieht, sie bringen in schöner Regelmäßigkeit neue Musik auf den Markt.

Diese wird gerne mal als Neo Prog bezeichnet, auch treten sie in England regelmäßig auf Prog Festivals auf. Doch diese Schublade passt nur bedingt, denn sie definieren ihren Sound auch über andere Elemente. Da stecken ebenso Psychedelic, Space Rock oder gar Folk drin.

Lediglich vier Songs sind auf dem Album zu finden, zwei mittellange (sechs und neun Minuten), sowie zwei Longtracks (14 und 17 Minuten). Letztere wurden komponiert von Stewart, Carter, Greenaway und Jackson, die anderen beiden von Carter, Stewart, Greenaway und Jackson. Aha. Das lässt wohl die Deutung zu, dass Carter und Stewart die wichtigsten Pole in der Band sind, zumal sie die wesentlichen Faktoren ihrer Musik, nämlich Gesang, Tasteninstrumente und Gitarre repräsentieren.

Der Sound wirkt bisweilen seltsam flach und beinahe wie eine Demo-Aufnahme. Davon abgesehen haben sie ihren ganz eigenen Sound weiter entwickelt. Bisher fiel die Beurteilung sehr durchwachsen aus, doch irgendwie kann man sich daran gewöhnen, gewisse Schwächen auszublenden, was auch daran liegt, dass manche Arrangements recht interessant sind und zu einem Bestandteil ihres eigenwilligen Sounds machen.

Sie starten mit dem instrumentalen Opener ‚Dancing With The Spirit‘, auf dem zunächst die Keyboards mit Marimba-ähnlichem Sound tonangebend sind. In die recht flotte Nummer mischt sich später zum ersten (und nicht einzigen) Mal das Saxophon ein. Am Ende darf die elektrische Gitarre solieren und es wird beinahe so etwas wie heavy – doch das ist nicht wirklich Emerald Dawns typischer Stil. Es folgt der längste Track des Albums mit dem Titel ‚Under Changing Skies‘. Feines Flötenspiel leitet den Song sanft ein, leicht esoterisch wirkende Gesänge folgen, dazu dezentes, aber gut passendes Tastenspiel, worauf die Gitarre die Hauptrolle übernimmt – das Ganze aber irgendwie seltsam bleiern klingt. Sehr atmosphärisch wird es dann beim Einsatz einer Zither, dieser kleine folkloristische Ausflug ist gut gelungen und zeigt eine weitere Facette det Band.

‚While Oceans Die‘ klingt stellenweise ziemlich unheilschwanger im Keyboardsound, wirkt schon fast wie eine Art light Version von Devil Doll! Später kommt dann auch das Saxophon verstärkt zum Einsatz, während die Keyboards nicht im Sinne von schnellen Fingerfertigkeitsübungen, sondern breiten Synthiflächen eingesetzt werden, was auch typisch für die Musik von The Emerald Dawn ist. Dazu der etwas abgedrehte Gesang von Tree Stewart, der doch bisweilen ziemlich gewöhnungsbedürftig ist.

Auch auf dem letzten Song, dem neun-minütigen ‚And We’re Left Wondering Why…‘, wird wieder viel Hall auf ihre Stimme gelegt – wie es auch auf anderen Titeln der Fall ist. Begleitet wird sie dabei von akustischer Gitarre und dezenten Tasten. Später übernehmen dann Saxophon und Perkussion, was allerdings etwas zu sehr in die Länge gezogen wurde.

Trotz erwähnter Schwachpunkte ist den Briten ein ordentliches Album gelungen, bei dem man sicherlich gefahrlos behaupten kann, dass sie nicht gerade wie eine beliebige typische Neo Prog Band klingen.
Bewertung: 9/15 Punkten


Besetzung:
Alan „Ally“ Carter – electric guitars / keyboards / soprano saxophone / alto saxophone / tenor saxophone
Katrina „Tree“ Stewart – vocals / keyboards / flute /12-string acoustic guitar / handSonic
Dave Greenaway – 6-string fretted and fretless bass guitars / electric upright bass
Tom Jackson – drums

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Abbildungen: The Emerald Dawn