Our Oceans - Right Here, Right Now

Our Oceans - Right Here, Right Now (Long Branch Records/SPV; 24.10.2025)Progressive Rock • Artrock • Singer/Songwriter
(42:29; Vinyl, CD, Digital; Long Branch Records/SPV; 24.10.2025)
Nach der intensiven Selbstbefragung auf „While Time Disappears“ haben Our Oceans die Dunkelheit abgestreift. Die aggressiveren Elemente, die das Vorgängeralbum zwischenzeitlich in Richtung Post Rock, Noise und Blackgaze führten, sind hier fast vollständig verschwunden – nur noch in feinen Schleiern zu erahnen. Auch die Post-Rock-Einflüsse, die den Sound des letzten Albums prägten, sind diesmal nur noch als atmosphärische Restschwingungen vorhanden.

„Right Here, Right Now“ klingt heller, transparenter, fließender – und insgesamt leichter, aber auch etwas gleichförmiger als sein Vorgänger. Wo früher Kanten und Ausbrüche lauerten, gleitet das neue Material nun sanft dahin. Das mag stellenweise an Tiefe verlieren, sorgt aber für eine bemerkenswerte Geschlossenheit. Schon der Opener ‚Golden Rain‘ wirkt wie ein Neubeginn: schwebende Gitarren, fließender Fretless-Bass, luftige Drums, und Tymon Kruideniers Stimme, die nun nicht mehr ringt, sondern trägt. Ein Song, so zugänglich, dass er in einer faireren Welt problemlos im Radio laufen könnte.

Auch das nachfolgende ‚Lost In Blue‘ setzt auf zarte Klänge und große Gefühle: ein melancholisches Stück, das sich langsam entfaltet und in einem emotionalen Finale kulminiert.

Das beklemmende ‚Leave Me Be‘ wiederum zeigt die zurückhaltendere, fast zerbrechliche Seite der Band – mit experimenteller Gitarrenarbeit, die in Richtung Artrock weist.

‚Untamed‘ überrascht mit einem markanten Riff und recht geradliniger Struktur – ein echter Ohrwurm, der sich sofort festsetzt.

In ‚Just Like You‘ sorgt das Schlagzeug von Yuma Van Eekelen für subtile Spannung, während die übrige Instrumentierung fast zu vorsichtig bleibt – hier hätte ein wenig mehr Dynamik gutgetan. ‚Drifting In The Drops‘ erinnert dank der Gitarrenarbeit unweigerlich an Porcupine Tree, ohne in bloße Nachahmung zu verfallen. ‚Sun Stained Waters‘ schließlich badet in warmen Klangfarben und weichem Bassspiel, wirkt wie Balsam für die Seele und bringt eine schöne, organische Dynamik ins Album.

Mit ‚If Only…‘ folgt eine gefühlvolle, zurückhaltende Ballade mit gelungenem Gastauftritt von Sängerin Evvie, bevor ‚Abloom‘ den Kreis schließt: das große Finale, in dem Kruidenier noch einmal alle stimmlichen Register zieht, begleitet von progressiv verschachtelten Gitarren und einem strahlenden Chorgesang. Hier kulminiert die neue Gelassenheit der Band in einem versöhnlichen Schlusspunkt.

Das Trio aus Tymon Kruidenier, Robin Zielhorst und Yuma Van Eekelen bleibt seiner Linie treu – melancholischer, emotionaler Progressive Rock mit Singer/Songwriter-Seele. Doch diesmal dominiert kein Schmerz, sondern ein stiller Optimismus. Die Songs atmen Weite und Gelassenheit, als hätte die Band die Unruhe der letzten Jahre hinter sich gelassen.

„Right Here, Right Now“ ist weniger ein Schritt nach vorn als ein sanftes Ankommen – ein Album, das die Gegenwart umarmt, ohne die Vergangenheit zu leugnen. Weniger kantig, aber harmonischer und in sich ruhender als zuvor. Kruidenier singt nicht mehr gegen Dunkelheit an, sondern aus ihr heraus – mit einer Stimme, die längst im Licht angekommen ist.
Bewertung: 12/15 Punkten


Tracklist:
1. ‚Golden Rain‘ (4:31)
2. ‚Lost In Blue‘ (4:30)
3. ‚Leave Me Be‘ (3:56)
4. ‚Untamed‘ (4:09)
5. ‚Just Like You‘ (5:10)
6. ‚Drifting In The Drops‘ (5:34)
7. ‚Sun Stained Waters‘ (4:41)
8. ‚If Only…‘ (4:23)
9. ‚Abloom‘ (5:35)

Our Oceans - Right Here, Right Now (Long Branch Records/SPV; 24.10.2025)
Besetzung:
Tymon Kruidenier – Gesang; Gitarre
Robin Zielhorst – Bass
Yuma van Eekelen – Schlagzeug)

Gastmusiker:
Evvie – Vovals (track 8)

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise Long Branch Records zur Verfügung gestellt.