Orbit Culture - Death Above Life
Groove Metal • Melodic Death Metal • Thrash Metal • Progressive Metal
(53:24; Vinyl (2LP), CD, Digital; Century Media/Sony Music; 03.10.2025)
Man kann ja über moderne Metal-Produktionen sagen, was man will – aber wenn es eine Band gibt, die derzeit mit Nachdruck zeigt, wie weit man den Begriff Metal dehnen kann, ohne ihn zu zerreißen, dann sind das Orbit Culture. Mit „Death Above Life“, ihrem ersten Album für Century Media, schlagen die Schweden das bisher massivste Kapitel ihrer Karriere auf. Frontmann Niklas Karlsson nennt es eine Wiedergeburt – und tatsächlich klingt alles nach Aufbruch, nach Befreiungsschlag und dem Willen, die eigene Formel neu zu justieren.
Hier werden die Grooves und Riffs von Gojira, Metallicas Thrash-Wurzeln, industrielle Kälte à la Static-X, die Energie von Slipknot, die stadiontauglichen Gesangslinien von Linkin Park, der Melodic Death von In Flames und Filmmusik von Hans Zimmer miteinander verbunden – ein Hybrid, der eigentlich nicht funktionieren dürfte, es aber erstaunlich oft tut.
Der Opener ‚Inferna beginnt‘ wie ein Soundtrack zu einer metallischen Apokalypse: Cinematic Streicherflächen, tiefes Riffing, dann der Schlag in der Fresse. Danach knallt ‚Bloodhound‘ mit Doppelfuß-Rhythmus und großem Groove – wie eine Arena-Keule, brutal und direkt.
‚Inside The Waves‘ wagt den melodischen Sprung mit cleanem Gesang und Refrain-Melodie – ein Hauch Linkin Park, aber doch ganz ihr eigener Stil. ‚The Tales Of War legt eine orchestral-dramatische Einleitung an, bevor das Riff-Gewitter losbricht – perfekt fürs Festival-Moshpit. Mit ‚Hydra‘ tauchen wir tiefer in die Abgründe: tiefgestimmte Gitarren, industriale Texturen, Thema Loslassen, Risse im System. ‚Nerve‘ bringt etwas Verschnaufpause – melodischer, hymnischer, aber mit genug Wucht, um nicht aus dem Rahmen zu fallen.
Der Titeltrack ‚Death Above Life‘ ist wahrscheinlich der dunkelste Moment: dichter Groove, klaustrophobe Atmosphäre, lyrisch der Entschluss, sich vom Altlastigen zu verabschieden.
‚The Storm‘ wirbelt dann noch einmal alles auf – Thrash-Angriff, Stadionchorus, energiegeladener Kurzknaller. Mit ‚Neural Collapse‘ bekommt das Album eine technischere Seite – Riffs mit Überraschungen, Tempo-Wechsel, anspruchsvoll.
Und schließlich ‚The Path I Walk‘ als Schluss: melancholisch, clean gesungen, Orientierung nach vorne, aber ohne den üblichen Krawall-Overkill. Ein elegant gesetzter Schlusspunkt.
Ich bin ja weit davon entfernt, mich einen audiophilen Menschen zu nennen, aber der Mix ist schon… schwierig. Alles klingt dicht, teils zu dicht. Es scheppert, wummert, drückt – was sicher Absicht ist, aber irgendwann auch anstrengend wird. Da steckt so viel Detail in den Arrangements, das sich im komprimierten Druck fast verliert. Man kann das „cineastisch“ nennen, oder eben: ein bisschen zu viel des Guten.
Textlich geht’s ums Loslassen, um den Mut, Ballast abzuwerfen, um das, was bleibt, wenn man sich von allem trennt, das einen zurückhält. Der Titeltrack formuliert das am klarsten: kein Todestrieb, sondern Befreiung. Und der finale Song ‚The Path I Walk‘ zeigt dann, wie melancholisch Rebirth klingen kann – groß, hymnisch, mit offenem Ende.
„Death Above Life“ ist Orbit Culture auf der Schwelle – zwischen DIY-Herkunft und Welttournee, zwischen nordischer Schwärze und Stadionlicht. Ein Sound, der sich anfühlt, als würde man gleichzeitig in einem Schneesturm und einem Science-Fiction-Film stehen. Nicht perfekt, aber ehrlich, leidenschaftlich und größer gedacht, als man es von einer Band aus der Einsamkeit Smålands je erwarten würde.
Bewertung: 11/15 Punkten

Besetzung:
• Niklas Karlsson – Gitarre, Gesang
• Richard Hansson – Gitarre
• Fredrik Lennartsson – Bass
• Christopher Wallerstedt – Schlagzeug
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.