Monograf - Occultation

Post Metal • Progressive Rock • Nordic Symphonic Folk 
(39:47; Vinyl, CD, Digital; Overhead Productions, 14.11.2025)
„Occultation“ wurde von keinem Geringeren als Rhys Marsh gemixt und ist mit absoluter Sicherheit ein kleines Juwel für Freunde der Nische, steht man mit einem Bein im doomigen Post Metal – integriert aber mit einem Selbstverständnis nordischen Folk, progressiven Rock und allerhand sphärischen Postrock. Am Ende klingt „Occultation“ sehr nach sich selbst, Vergleiche müssen nicht wirklich bemüht werden. Fünf Songs in knapp 40 Minuten – ein permanenter Schlagabtausch der Stimmungen – so dass die emotionale Musik deine Aufmerksamkeit ständig fordert.

Einige progressive Strukturen, elegisch filigrane Melancholie-Momente und immer wieder Aufbrausendes, was dem modernen atmosphärischen Post/Black-Metal nahekommt.

Die Promotion spricht von GYBE trifft auf Saor – letztlich werden eigenwillige moderne Black/Doom-Einflüsse permanent durch nordisch progressiven Rock, wahlweise orchestralen Folk aufgehübscht. Dies erfordert erstmal die Auseinandersetzung mit „Occultation“, wird dank einiger experimenteller Einflüsse und fordernder Melodien nicht gleich mit Eingängigkeit geklotzt. Dies aber macht die Platte um so prickelnder und das Album kommt dann um so deutlicher.

Mastermind Erik Aanonsen geht seinen ganz eigenen individuellen Weg mit Monograf, reflektiert auf „Occultation“ über die dunklen Seiten unserer Zeit. Zum einen sind da diese unruhigen, dreckig doomigen Parts, die mit heiseren Vocals ihren passenden Ausdruck verliehen bekommen. Demgegenüber wissen orchestrale oder feingliedrig nordische Folk-Elemente ihre melodischen Flügel zu spannen und somit wird dauernd im Kontrast/Spannungsfeld dieser Eindrücke agiert. Das hält diese Platte im Gleichgewicht und macht ihren Charme aus. Man sollte eine gewisse Offenheit für diese breite Palette mit hinein bringen, dann belohnen Dich die Kurzweil, Abwechslung und die mannigfaltigen Stimmungen.

Sperrig, etwas bedrohlich agiert der Norweger im Opener ‚The Prophet‘, findet aber auf wundervolle Weise wohl dosierte Übergänge in fast klassisch anmutende Parts, die immer diesen liebevoll wehmütigen Hauch nordischer Anmut in sich tragen. In diesen brüchigen Momenten bekommt die Szenerie was Score-artiges und die Vocals wissen in nebulösen Hall getaucht auf ganz eigene Weise zu verzaubern. Hier ist man von Projekten wie Gazpacho, White Willow oder Tusmørke nie wirklich weit entfernt.

Etwas garstige Echos aus dem Black Metal sollten aber mit eingeplant werden, fordern aber nur im positiven Sinne die nötigen Kontraste. ‚Cripplegate‘ federt mal sphärisch mit feierlich folkloristischen Melodien, dann wieder kraftvoll und mit emotional aufgeladenen Vocals, die gerne mal in ihrer Theatralik an Osi and the Jupiter oder The Devil’s Trade erinnern. ‚Ashes‘ ist Folk pur, berührt liebevoll mit wunderschönen Streichern. ‚Carrion Seller‘ ist kämpferischer Folk-Post-Doom, integriert dramatische Vocals und hypnotische Synths und vor allem im zwölfminütigen Titelsong wird dann gebündelt alles an musikalischen Möglichkeiten nochmal vollmundig und episch von der Leine gelassen. Sehr gelungene nordische Nischen-Veröffentlichung, welche gehörig nachhallt.
Bewertung: 12/15 Punkten


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