Laocoön - Laocoön
Art Pop • Ambient • World • Folk •
(45:02; CD, Digital; Eigenveröffentlichung; 27.05.2025)
In Laocoön kommen eine ganze Reihe von Musikern zusammen, die bereits in vielen unterschiedlichen Kombinationen in den letzten 25 Jahren gemeinsame Veröffentlichungen/Kolloborationen vorzuweisen haben. Gerade in Sachen kreativer Ambient Music haben sich die Beteiligten einen renommierten Namen erspielt und die Tatsache, dass mit Mathias Grassow (RIP) einer der Musiker in diesem Jahr unter tragischen Umständen verschieden ist, macht dieses Release zu einer Art Schwanengesang.
Mit der wundervollen Australierin Louisa John-Krol hat man sich ein Female-Sternchen ins Boot geholt, welches um die Jahrtausendwende viele feine Solo-Releases in Sachen Folk/Wave/Heavenly Voices feierte und u.a. bei Daemonia Nymphe einen wichtigen Part innehatte.
Die in Freundschaft zueinander aufgestellten Musiker sind alles gestandene alte Hasen im Drone-/Ambient-/Tribal-/Electronica-Bereich und höre ich die Platte, bin ich doch überrascht über den locker-leichten fast Kate Bush-affinen Art Pop, der natürlich mit vielen folkig, ambienten Phrasierungen einiges an Stimmung und Atmosphäre erzeugt. ‚Fires Of June‘ eröffnet leichtfüssig zwischen Wave und Pop, erinnert mich positiv an die Norweger Velvet Belly. Ethno-Grooves mit Chören und verrückten Screams der Sängerin macht ‚Little Red Car‘ funky tribal und farbenfroh. In ‚Looking For Gold‘ und ‚I Lost Control‘ wird mit brüchig fragilen Männergesang im Stile der Legendary Pink Dots oder David Sylvian zu feinen elektronisch-orchestralen Wave-Klängen sanft-melancholische Stimmung erzeugt. Auch fallen mir hierzu das seinerzeit spannende Projekt Amoeba des Ambient-Musikers Robert Rich ein oder die Solo-Arbeit des Dead Can Dance Musikers Peter Ulrich, welche mit ähnlicher Stilistik Atmosphäre und Pop kombinierten.
Verspielte Electronica, Grooves und fordernde Vocals finden sich im kurzen ‚Wild White, Wild Mile‘, während das schlürfend, trippige ‚Winter Sun‘ mit akustischem Wave Pop einige Referenzen Richtung Chandeen, Taras Bulba (The Perc meets The Hidden Gentleman) und Sleeping Dogs Wake in mir auftun. In ‚Talking Down Space‘ oder dem akustisch funkigen Dance Pop ‚Steel Sirens‘ verliert man sich zu sehr in konventioneller Elektronik der Neunziger Jahre – New Age, Pink Floyd, Synth-Pop und Vocals, die aus meiner Sicht bei den Qualitäten der Sängerin mehr hätten möglich machen sollten.
‚A Thousand Questions‘ hat was von Lounge Jazz meets Tribal Progressive Pop – ist nicht wirklich meins und weiter geht es. Mit dem epischen Titelsong gelingt nochmal ein richtig feiner Ambient-Fade Out mit Pink Floyd Momenten. Man sucht und findet hier in der Kombination der Klänge schon einen eigenen Sound und über Album-Länge ist dieser trippig, elektronisch dancige 90’s Wave/Art Pop auch gut unterhaltend und bunt. Für meine Begriffe hier und da etwas zu bunt und quirlig – aber am Ende macht es die Mischung aus Atmosphäre und verspieltem Pop.
Bewertung: 10/15 Punkten
Besetzung:
• Mathias Grassow
• Louisa John-Krol
• Dirk Schlömer
• Rüdiger Gleisberg
• Carsten Agthe
Gastmusiker:
• Mark Krol
• Andrew Persi
• Brett Taylor
Surftipps:
• Bandcamp
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Abbildungen: Laocoön/Bandcamp