Nicola Olla - Apoleia

Elektronische Musik • Soundtrack • Post Rock
(38:31; digital; Eigenproduktion; 15.09.2025)
Nicola Olla ist ein italienischer Musiker und Komponist, der auch als Filmemacher und Zeichner aktiv ist. Und er ist Wiederholungstäter. Denn das zur Besprechung vorliegende Werk ist erneut ein Soundtrack, und das wie auch schon beim knapp 20-minütigen Debüt „Ω“ zum Anlass einer World Press Photo Ausstellung in Cinnai (Italien). Die ersten Kompositionen stammen aus dem November 2024, und auch die 16 Tracks auf diesem Album sind für die diesjährige Ausgabe dieser Veranstaltung konzipiert worden, was für den Musiker ein Privileg, aber gleichzeitig auch eine hohe Verantwortung darstellte.

Es gibt insgesamt 16 meist sehr kurze Tracks zu hören, die ineinander übergehen. Dabei wird in lediglich zwei Fällen gerade mal die Vier-Minuten-Grenze knapp überschritten. Die ersten Titel des Albums bieten interessante sphärische Elektronische Musik, auf ‚Trami‘ wird die Atmosphäre zum ersten Mal etwas beklemmender, der Sound noisig und bedrohlich. Das darauf folgende ‚Dahiyeh‘ hat dank des gitarrenähnlichen Sounds, die hier eine beinahe hypnotische Wirkung erzielen, und der hektischen Stimmen im Hintergrund eine leicht exotische Note.

A propos Note: der Protagonist betont auf seiner bandcamp-Seite, dass er bewusst an manchen Stellen Noten weggelassen hat, Akkorde zerpflückt sind, mit Offbeats gearbeitet wird. Womit er sinnbildlich darstellen will, dass er weg will vom Drang nach Perfektion. Er fühlt sich in der heutigen Welt wie in einer leeren Flasche gefangen, die in Zeitlupe runterfällt und sich kurz vor dem Aufprall befindet. Seine Musik zu machen, ist für ihn wie eine Befreiung.

Zurück zu eben dieser Musik: auf die sperrige Passage folgt mit ‚KIVU‘ ein ausgesprochen schöner Titel mit melancholischem Klavierspiel und dezenten Synthesizerbegleitungen. Leider nur 42 Sekunden lang! Ein Titel wie ‚Yohanna‘ zeigt, dass er nicht nur mit Tastensounds zu arbeiten versteht, sondern auch die Gitarre mal in den Vordergrund kommt, und die musikalische Ausrichtung in Post Rock Bereiche geht. ‚Panamà‘ ist eine weitere vom Gitarrenspiel geprägte Nummer, an das sich mit ‚Gaza‘ ein weiteres Highlight anschließt. Den Abschluss bildet dann ‚M. Ajjour‘ – und dass dies ziemlich traurig klingt, ist schon durch den Titel vorgegeben, denn auch hier geht es um das Thema Gaza. Sehr intensive, vom Klavier geprägte Nummer.

„APÓLEIA“ ist ein interessantes Werk, das anfangs etwas schwer zugänglich erscheint, aber mit der Zeit wächst und die 10-Punkte Marke nur knapp verfehlt.
Bewertung: 9/15 Punkten


Besetzung:
Nicola Olla – all instruments

Surftipps zu Nicola Olla:
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Abbildungen: Nicola Olla