Gazpacho - Magic 8-Ball
Progressive Rock • New Artrock • Konzeptalbum
(48:34; Vinyl, CD, Digital; Kscope; 31.10.2025)
The album is structured as a series of short stories. Each song follows a different character at a breaking point. Moments where something changes permanently, whether they see it coming or not. The concept is rooted in the Ship of Theseus. If you lose parts of yourself one by one, are you still the same person? The band uses that question to explore identity, regret, memory, and how time reshapes everything, often without us noticing.
Verrückte psychotische Zeiten – destruktive, dysfunktionale Beziehungen im Kleinen wie im Großen, kognitive Dissonanzen, Auflösung von Persönlichkeit innerhalb eines Dauer-Konflikts. Die Norweger liefern ein spannendes Konzept über Schicksal, Illusion, Unvermeidlichkeit, Zufälle – symbolisiert durch den Magic 8-Ball.
Musikalisch mit einer absoluten Top-Produktion auffahrend – Mix von Thomas Juth (A-ha, Elton John, Paul McCartney) und Mastering von Hans Olsson in den Svenska Grammofonstudion Mastering – wird jedem audiophilen Progressive-Rock-Fan dieses neue Album mit all seinen bemerkenswerten Details viel Freude machen. Die Norweger haben schon einige wundervolle Releases in ihrer Diskografie, ich denke aber, das orchestrale „Magic 8-Ball“ wird hier einen besonderen Platz einnehmen und ist aus meiner Sicht ein absolutes Schmuckstück geworden.
Epischer, fast feierlicher, moderner Prog Rock im Opener ‚Starling‘ lässt absolut keine Wünsche offen – offeriert nur Schönes und Erhabenes, dank des Breitwand-Sounds und hatte mich mit seiner Zerbrechlichkeit und Anmut direkt beim ersten Durchlauf in der Hand. Fast stadionrock-/pop-affine Tendenzen findet man im futuristisch-hymnischen Refrain von ‚Strangers‘ – mit Sicherheit ein künftiger Live-Höhepunkt der Norweger. Das schwere, sich mit breiten Schwingen auffächernde ‚Sky King‘ ist klassischer, sehr edler Artrock mit berührendem Gesang, einer subtilen Sound-Wand und stillem, sehr fragilem Piano-Outro – definitiv klassisches Band-Terrain.
‚Ceres‘ führt ebenfalls ausufernden Bombast mit sich – integriert klassische Elemente, hat eine wunderschöne, berührende Haupt-Melodie und ist mit nicht mal vier Minuten leider viel zu kurz. Märchenhaft, erzählerisch, halbballadesk, fast soundtrackartig flaniert die Band zu einem brillanten Sound-Teppich durch ‚Gingerbread Men‘. Jan-Henrik Ohme präsentiert sich in absoluter Hochform, die Vocals brillieren auf „Magic 8-Ball“ auf glanzvolle Weise mitsamt diesem nur als Hochgenuss zu bezeichnenden Album-Sound.
Verrückt und verspielt purzelt der ‚8-Ball‘ fast karnevalartig in den bis dato elegischen Flow, holt den Hörer für kurze Momente wieder etwas mehr ins Hier zurück. Trotzdem perlt das Piano, die ausladende Melodik findet auch hier später ihren Zugang und ich fühle mich an die besten Momente der Landsleute von Major Parkinson erinnert. Orchestral und traumwandlerisch schwelgt und phrasiert ‚Immerwahr‘ mit feinen proggigen Spielereien, großartigem Gesang und einem unglaublichen Sound in Widescreen.
Wo landen wir mit unseren Entscheidungen? Gazpacho spielen mit dieser Frage und mit dem melancholisch-sehnsüchtigen ‚Unrisen‘ wird ein sehr opulentes, elegantes Album beendet, das die Band am oberen Limit ihrer Möglichkeiten zeigt und es ist ohne wenn und aber ein audiophil perfekter, atmosphärisch auf’s Feinste geschliffener Diamant geworden.
Bewertung: 13/15 Punkten
Tracklist:
1. ‚Starling‘
2. ‚We Are Strangers‘
3. ‚Sky King‘
4. ‚Ceres‘
5. ‚Gingerbread Men‘
6. ‚8-Ball‘
7. ‚Immerwahr‘
8. ‚Unrisen‘
Besetzung:
• Jan-Henrik Ohme
• Thomas Andersen
• Jon-Arne Vilbo
• Kristian Torp
• Robert Risberget Johansen
• Mikael Krømer
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