Sanam - Sametou Sawtan

(40:50; CD, Digital, Vinyl; Constellation Records, 19.09.2025)
In Zusammenarbeit (Mastering) mit Heba Kadry (Beach House, Slowdive) und dem Produzenten Radwan Ghazi Moumneh (Jerusalem in My Heart) kommt hier mit den Libanesen von Sanam was richtig unkonventionelles um die Ecke. Fernöstlich alternativer Sound, der mit so vielen Stimmungen, Instrumentarien und stilistisch verschiedensten Einflüssen arbeitet, dabei alles und nichts ist, aber natürlich seine Herkunft auf spannend originelle Weise als größtes Fundament und atmosphärischen Faktor zu nutzen weiß. Sandy Chamoun spielt jederzeit mit ihrer Stimme variationsreich, der orientalisch akzentuierte Habitus ist natürlich dank seiner Exotik und in Verbindung zu eher europäischen Rock-Stereotypen mehr als interessant. Percussion, düstere Klangfarben, ambiente Post-Strukturen und selbstverständlich ein massiver Input der orientalischen Herkunft lassen hier echte Vergleiche sofort scheitern.

So darf man unvorbehalten genießen, hat diese Platte einiges an atmosphärischen, aber auch experimentellen Farben im Set zu bieten. Die Klangmalerei findet trotz der verschiedenen Ausdrücke einen gemeinsamen Nenner, wird zum Glück nie überfordernd, gar zu experimentell oder avantgardistisch, obwohl man es auf keinen Fall mit Easy Listening zu tun bekommt. Gerne mal schrägere Gesangseinlagen und intensives Band-Spiel sind ein weiterer Nenner, bei dem sich die Sängerin mit verschiedensten Phrasierungen positiv hervorhebt.

Schwebend, ätherisch und mit butterweichem Groove ausgestattet schimmern und driften ‚Habobon‘ oder  ‚Sayl Damei‘ exemplarisch durch Raum und Zeit, vereinen auf wunderschöne Weise Dream Pop, Shoegaze und Kraut Rock. ‚Goblin‘ strahlt mit ambienter Zurückhaltung und entspannten Sound-Flächen. Der fantastisch produzierte Klang kommt der Sound-Ausrichtung mehr als wollwollend entgegen und dort sind die Libanesen schon nah an aktuellen Neo Psych Pop-Produktionen. Man kann natürlich auch herausfordernder, dies vor allem in unruhigen Tracks wie ‚Hadikat Al Ams‘ oder dem avantgardistisch, aufbrausenden Zehnminüter ‚Hamam‘. Hier wird auch mal kurzzeitig mit Noise, Electro-Pop, Klangmalerei, etwas kaputtem Indie-Rock, beschwörend arabischen Gesang die Hörgewohnheits-Belastbarkeit-Grenze getriggert.

Am Ende spreche ich ganz klar meine Empfehlung aus für dieses Bewusstseinserweiternde Album, welches mit herkömmlich bekannten Hörgewohnheiten zwangsläufig bricht und trotzdem für europäische Ohren einen Versuch wert sein sollte. Emotional, erfrischend, leidenschaftlich, progressiv und atmosphärisch macht dieses aus politisch nicht einfachen Verhältnissen aufspielende Künstler-Kollektiv ein großes kreatives Fass auf.
Bewertung: 11/15 Punkten

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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Rarelyunable zur Verfügung gestellt.