Nero Kane - For The Love, The Death And The Poetry

Dark Wave • Ambient • Folk • Psychedelic
(47:52; Vinyl, CD, Digital; SubSound Records, 26.09.2025)
Die Italiener habe ich musikalisch vor knapp drei Jahren kennengelernt und dann auch noch auf dem wundervollen „Ancient Echoes“-Festival in der Kirchenruine Wachau bei Leipzig live bewundern dürfen. Dieses vierte Album beschäftigt sich mit der niemals endenden Suche nach Liebe, gleichzeitig spielen der Tod und geisterhafte Poesie eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wenn du Nero Kane und seine Begleitung Samantha Stella mit ihrem doch sehr eigenständigen, minimal-intimen und psychedelisch düsteren Folk/Ambient begegnest, wirst du schnell merken, dass dieser eher traurige, sakrale Sound nichts für mal nebenbei Hören ist.

Ruhe, Abgeschiedenheit oder die eher friedlichen Abendstunden geben dieser Musik die nötige Kulisse, damit die Atmosphäre – die manchmal schon fast was von einer Messe, einer mythischen Erlebniswelt innehat – sich so richtig auf den Hörer übertragen darf. Statik, Desert Folk, Ambient – immer einen Hauch Surreales im Gepäck – so transportiert der Italiener Pathos, Theatralik und Schmerz, ohne dass mich das Gehörte tatsächlich runterzieht. Immer ein bisschen unnahbar lass ich die Musik wie ein Theaterstück vor meinem geistigen Auge/Ohren vorüberziehen.

Die Vocals sind sehr nah am tristen Neo Folk/Goth, der latent erzählerisch, leidende Gesang ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Spalter. Lässt man sich darauf ein, können wenige Gitarren-Akkorde, hintergründig ambiente Drones und dieses sehr psychedelisch anmutende Gewaber ein gewaltiges Netz spannen, in dem man im abendlichen Kerzenlicht angenehm ins Driften gerät. Das fast zehnminütige Opening ‚As An Angel’s Voice‘ kann man in seinem dunklen, mäandernden und sehr monotonen Passus nur lieben oder egal finden. Für mich hat dieser Slo Mo Sound was sehr Faszinierendes, erinnert mich in Sachen Atmosphäre an so manchen strengen Film von A. Jodorowsky – wahlweise hat man das Gefühl schamanische Weihen oder einer Totenmesse beizuwohnen.

Wunderschöne, verlorene Gitarren hört man in ‚My Pain Will Come Back To You‘. Hier treffen sich die ruhigen Swans, flirrendes Wüstenpanorama und die Filgranität so manch stiller Post-Rock-Band. Alles sehr nächtlich (‚Unto Thee Oh Lord‘) oder sakral im Duett eingesungen (das wundervoll im Weltschmerz badende ‚The World Heedless Of Our Pain‘). Die Stimme von Samantha erinnert sehr an so manch guten ätherischen Dark Wave Moment aus den Neunzigern (Ataraxia, Ordo Equitum Solis) – Achtung Nostalgie. ‚Receive My Tears‘ ist mein absoluter Favorit – mehr in den Sonnenuntergang marschieren ohne Aussicht auf Wiederkehr dank trauriger Moll-Gitarren und Orgel-artiger Untermalung geht glaube ich nicht.

Ja Tristesse, Dark Ambient und abgefahrene, hypnotisierende Psychedelia sind vermutlich eher was für den Nischenfreund, der mit düsteren Klängen gern mal seinem Stimmungsbild oder Zustand den passenden Soundtrack verpassen möchte. Nero Kane machen komplett ihr eigenes abgefahrenes Psych-/Wave-/Drone-/Folk-/Ambient-Gemisch und sind eine Entdeckung wert für den, der es gern etwas finsterer mag.
Bewertung: 11/15 Punkten



Besetzung:
Nero Kane – Gesang, Gitarre
Samantha Stella – Gesang, Mellotron

Gastmusiker:
Matt Bordin – Mellotron

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